Sound of Bronkow 2019 – Ein Jubiläum fürs Herz

Sound Of Bronkow, 30.08. – 01.09.2019, Societätstheater Dresden

geschrieben von Heike & Torsten

Heike: Für mich ist es eine Rückkehr. Mein Gefühl sagte mir schon vor drei Jahren als ich 2016 zum ersten mal beim Sound of Bronkow so viel tolle Musik und dieses wunderschöne familiäre Festival entdecken durfte, dass ich auf jeden Fall wieder kommen muss. Damals verlor ich mich in K.Flay und Jonas Alaska, zwei Künstler, die mich seitdem begleiten und für viele prägende Erinnerungen sorgten. Damals durften wir auch der noch gänzlich unbekannten Alice Merton lauschen.

Ja, es war ein Festival fürs Herz.

Damals genauso und noch viel mehr in diesem Jahr. Denn das SOB sollte in diesem Jahr 10-jähriges Jubiläum feiern. An dieser Stelle singen wir noch einmal: „Happy Birthday to you, Marmelade im Schuh, Grashüpfer im Schlüpfer, Happy Birthday to you.“

Freitag, 30. August 2019

Francesco Wilking & Moritz Krämer

Heike: Der Freitag, der erste Festival-Tag, war voll mit Highlights und dabei gabs an diesem Tag gerade mal drei Bands. Wen hatten wir denn da? Die Herren Wilking und Krämer, seines Zeichens Sänger der Supergroup „Die Höchste Eisenbahn“ betraten gewohnt entspannt gespannt die SOB-Bühne des 50 Grad heißen Societätstheater-Saals und zeigten uns eine Show der außergewöhnlichen Art. By the way: Moritz und Francesco fanden sich damals vor 8 Jahren beim SOB zum ersten Mal genau in dieser Konstellation zusammen und sorgten schon damals für ein wunderbar amüsant chaotisches Konzert, was hier an dieser Stelle zum 10-jährigen noch mal aufleben sollte und zudem den Grundstein für die großartige Musik der Höchsten Eisenbahn legte. Vom ersten Moment an war ich ihre Gefangene. Wie immer, wenn ich Moritz oder Francesco lauschen darf und wie noch so oft an diesem Abend.

Torsten: Es ist wohl eher dieses blinde Verständnis beider, welches mich so fesselt. Egal ob als Solokünstler nebeneinander, bei Unter meinem Bett oder als Höchste Eisenbahn. Die beiden sind gefühlt ein modernes Ehepaar, akzeptieren ihre Macken, teilen ihre Gitarren und schmunzeln zusammen. Und nuscheln, sie können so herrlich nuscheln, alle beide. Ihre, mit Bedacht gewählten Worte in ihren Texten verlieren dadurch vielleicht etwas Bedeutung, sind aber nicht weniger wichtig.
Herrliches Proberaum Feeling im Societaetstheater, so muss es dann wohl sein, zumindest stelle ich es mir so vor, wenn die beiden anfangen, sich so besondere Lieder wie Kinder der Angst oder Louise auszudenken. Sie sind besonders. Vielleicht wissen sie es. Aber es bedeutet nichts.

Vögel die Erde essen

Heike: Vögel die Erde essen – Das sind Moritz Bossmann (Gitarrist auch beim heiß geliebten Käptn Peng), Jan Preissler und Schlagzeuger Oli Friedrich. Ich war schon im Frühjahr diesen Jahres im Vögel-Flow als sie ihre Debütplatte „Die Goldene Peitsche“ veröffentlichten. „Nimm mich mit auf deinem Moped“ schallte es des Öfteren aus meinen Boxen. Im Juni dann mein Live-Debüt mit den Jungs als Support von Käptn Peng und nun eben das SOB und trotz dieser fürchterlichen Hitze im Societätstheater musste einfach getanzt werden. Geht nicht anders bei den Jungs und ihrem verrückt schönem funky-punky-deutsch-Rock und dem sehr außergewöhnlichen mehrstimmigen Gesang der beiden Frontmänner. Hört auf jeden Fall mal rein. Oder erwischt sie am besten gleich live.

Garda

Heike: Das Line-Up sollte in diesem Jahr gespickt sein von alten Wegbegleitern des Sound of Bronkow. So bezirzten uns die Kumpels & Friends am Freitag-Abend mit dem Local Hero als Headliner: Garda. Und ihr wisst, wir sind mächtig verknallt in diese Band. Schon so lange tief drin im kleinen Heike-Herz, haben sie es zum SOB noch mal so richtig durchgewirbelt. Ein Hauch von Magie durchzog den Saal und verführte ein paar Herzen vollends vom Garda-Zauber. Ich kann diese Wucht, die die Gardas um Kai Lehmann auf die Bühne bringen gar nicht mit Worten beschreiben, ein unvergleichliches und unvergesslicher Moment. Das Universum.

Ein paar mehr Worte über Garda habe ich hier gefunden oder verloren. Lest gern mal rein: Garda im thüringischen Doppelpack

Torsten: Es sind oft nur die Protagonisten Lehmann und Wunderwald die hier genannt werden, aber habt ihr schon mal Herrn Hiller und Herrn Pretschner bei Black erlebt? Genau, voller Emotionen, voller Inbrunst stacheln sie die Songs nach vorn an. Das ist ganz fantastisch und reißt mit. Ebenso wie die voller Hingebung tastende Frau Mothes am E-Piano, es ist ganz außergewöhnlich wie jeder für sich die Songs genießt, treibt und trotzdem als Kollektiv die Steigerung in den Liedern inhaliert.

Samstag, 31. August 2019

Soft.Grid

Torsten: Triple-Decker bei Soft.Grid. Erst auf dem Jenseits von Millionen, dem Alinae Lumr und nun beim SOB. Toller Sound, nie vorhersehbar, mal in Ruhe dösend, dann als krachendes Signalgewitter hereinbrechend und abschließend mit einem Drumsolo, was sich gewaschen hat. Hatten Töne, Signale oder Flächen die Instrumente verlassen, wurden sie gefühlt immer wieder neu eingeloopt. Es war wie ein großer ungleichmäßiger Kreisverkehr, der wahlweise aus Keys, Saiten und Toms bestand, mit vielen Auf- und Abfahrten. Toller Sound der Drei. Ist für mich in diesem Jahr neu.

Dylan Leblanc

Heike: Dylan Leblanc, ein junger amerikanischer Singer-Songwriter, sollte uns SOBler den Nachmittag im Saal des Societätstheaters mit seinem manchmal etwas schweren Alternativ-Country-Rock entführen. Gebührend wie es sich gehört für einen Cowboy mit Lederjacke und Hut. Trotz der immer noch anhaltenden 50 Grad im Raum. Seine Musik nahm mich gedanklich mit: Auf einen Road-Trip durch Amerika, in einem Ford Mustang irgendwas (alt auf jeden Fall), die Fenster geöffnet, Wind, Sonnenuntergang, eben mit all den kitschigen Vorstellungen von einem romantischen Roadtrip und im Radio läuft dieser Song:

Ganz ehrlich, gibt Schlechteres. Ich war zufrieden mit den 45 min., die ich Herrn Leblanc widmen durfte.

Lilly among clouds

Heike: Der Secret Act des SOB, Lilly among clouds, bekam nicht nur eine emotionale und amüsante Ankündigung des Label- & Festival-Chefs Mario Cetti, sondern auch mächtig viel Applaus und zu Tränen gerührte und staunende Fans im Publikum. Damit standen wir nicht allein, denn auch Lilly war pickepackevoll mit Emotionen. Überraschung geglückt. Auch wenn ich heimlich einen anderen vermutete. Freute ich mich auf der Bühne noch eine weitere bekannte Protagonistin zu entdecken: Die bezaubernde Clara Jochum am Cello, die wir schon vor gefühlten hundert Jahren zusammen mit Hannes Wittmer aka Spacemann Spiff im Werk2 in Leipzig genießen durften. Rund um ein fast perfekter Secret Act. 😉

Debbie Love

Torsten: Tschechischer Hip Hop, was? Ja genau so hab ich auch geschaut. Aber die Possé meiner Freunde meinten: „Musste erlebt haben, musste hin!“ Na dann bin ich hin und das war sehr gut. Debbie Love – die Hipster Variante von Jiri Korn – überzeugen mit Hip Hop in einer völlig ungewohnten Sprache. Fette Beats, Gitarrenklänge und filigrane Querflöten-Töne marschierten in den kleinen Saal. Rundherum nur Kopfnicker. Debbie Love schlugen ein. Hätte ich im ersten Moment nicht gedacht. Dabei fällt mir ein, so einen kleine Radtour durch Tschechien wäre doch auch mal was.

Swutscher

Schon mal vorweg: Ich mag Swutscher. Irgendwie skurril und irgendwie ziemlich abgedreht, aber hey sie leben ihren Rock´n´Roll. Übrigens: Als Swutscher, habe ich gerade gelernt, werden im Norden der Republik Menschen bezeichnet, die liederlich leben. Ich lass das mal so stehen ohne Wertung. Wer wäre ich, um diesen Bandnamen hinsichtlich des Lebensstils der Bandmitglieder zu bewerten? Nichts desto trotz sah man den Frontmann des Öfteren auf der Bühne liegend und nach Luft und Getränk schnappend. Als Support von Isolation Berlin im heimischen Erfurt, durfte ich sie zum Ersten mal erleben. Überrascht und erstaunt war ich schon damals. Und auch diesmal ließen sie mich an der ein oder anderen Stelle schmunzelnd, grübelnd und verzückt stehen, um mich dann mit ihrem 50er Jahre Schlager-Indie-Postpunk-Country-Irgendwas wieder zum ausgelassenen Tanzen zu bewegen. Man darf gespannt sein, was die Jungs aus dem Staatsakt-Hause in den kommenden Jahren auf die Bühnen bringen werden.

K&F Allstars

Heike: Und nun waren wir auch schon in unseren letzten Zügen und beim eigentlichen Sound Of Bronkow-Festival-Highlight angelangt. Denn das Sound Of Bronkow ist ein Festival von Freunden für Freunde. Die Kumpels & Friends luden ins Thalia in die Dresdner Neustadt zum K&F Allstars Rudelsingen ein. Neben so ca. 50 Freunden in den Kinosesseln auf der Bühne:

  • The Gentle Lurch
  • bergen
  • Thos Henley
  • The Dropout Patrol
    (Jana Sotzko, Frontfrau von Soft.Grid)

Und so schmetterten wir neben jeweils zwei eigenen Songs der Bands auch All-Time-Klassiker wie „Video Games“ von Lana Del Ray, „Im Wagen Vor Mir“ oder „I Shall Be Released“ von Bob Dylan. Dank Gesangsbuch auch recht textsicher. Das alles endete in einem großen und sehr mitreißenden Finale mit dem Song „Heal the world“ von Michael Jackson. Ich hab da mal die Kamera drauf gehalten…Hach, ich krieg Gänsehaut.

Schade, dass das Sound of Bronkow Festival im nächsten Jahr erstmal eine kleine Schaffenspause einlegt. Aber was muss, das muss. Wir freuen uns mächtig auf das Jahr 2021 und auf ein weiteres grandioses Sound of Bronkow im Herzen Dresdens.

Fühlt euch alle umarmt und geherzt!

Heike & Torsten

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