Heimspiel Knyphausen – Der Samstag

Heimspiel Knyphausen, Eltville-Erbach, 21. – 23.07.2017

Das Virus breitet sich aus!

Immer noch geflasht vom ersten Tag beim Heimspiel Knyphausen zog ich am Samstagnachmittag Richtung Erbach zum Bootsanleger. Hier durfte ich es mir auf dem, von den Festival-Machern organisierten Heimspiel-Liner, zu einer kleinen Rhein-Schiffstour bequem machen. Kleines aber feines Detail, welches ich euch hier nicht unterschlagen will. Denn neben den musikalischen Erlebnissen auf dem Draiser Hof ist es den Festival-Organisatoren auch wichtig, den Besuchern etwas von der Region mitzugeben. Es war ein gelungener und entspannter Einstieg in den Samstag und ich habe die Ruhe vorm Konzert-Sturm sehr genossen. Natürlich wieder bei bestem Wetter.

Tag 2 – Ein aufregender Samstag beim Heimspiel

 Line-Up:
1. Lùisa
2. Locas in Love
3. Gisbert zu Knyphausen
4. The Notwist

Dieses samstägliche Line-Up versprach Großes. Ich war total gespannt auf das was kommt, bin ich doch so großer Fan von den Locas oder auch vom Gastgeber Gisbert. Doch so richtig überrascht hat mich jemand ganz anderes. Aber immer der Reihe nach.

Lùisa

Diese junge Hamburger Singer-Songwriterin holte mich von der Picknickdecke (die immer noch meine Strickjacke war). Mit einer wahnsinnig intensiven und kraftvollen Stimme und ihrem feinen Gitarrenspiel verzauberte sie die Heimspiel-Zuhörer. Als Würzung loopte sie ein, zog elektronische Schnüren und produzierte damit einen riesen Sound, der wohl restlos alle mitnahm. Sie versprühte eine riesige Bühnenpräsenz. Tanzte und feierte. Ohne Band, nur für sich alleine. Denn auch das Publikum wollte sich beim ersten Konzert am Samstag nicht so richtig von den Decken locken. Mit ihrem Mix aus englischsprachigem Indie-Pop und feinen französischen Chansons zeigte sie eine große Bandbreite ihres Könnens. Auch wenn ich die französische Sprache liebte, die Chansons konnten mich nicht überzeugen. Gern hätte ich mehr von ihrer anderen Facette gehört. Aber wer weiß, vielleicht bietet sich bei einem zukünftigen Konzert ja noch mal die Chance. Ich würde sie auf jeden Fall ergreifen.

 Locas in Love

Die Locas, hach, wie schön war´s doch im letzten Jahr, als ich sie das erste Mal bei einem kleinen muscheligen Konzert im Glashaus inmitten des Jenaer Paradieses erleben durfte. Nur zu gern träume ich mich zurück zu diesem Abend, als Björn die handverlesenen 50 Zuschauer am Ende des Konzerts persönlich mit einer Umarmung bedankte. Ich im „Kalender“ meine Telefonnummer hinterließ und heute noch vergeblich auf den Anruf wartete. Aber zurück ins Hier und Jetzt. Den Konzertbericht von damals könnt ihr gern hier nachlesen. Ich freute mich wie Bolle auf diese Band um Björn und Stefanie. Und ja, ich tanzte. Ich tanzte zusammen mit 20 anderen Fans in Reihe 1 bis 2 zu „Ruinen“ und „Ultraweiß“. Wir raunten den drei Locas zu: Macht weiter so…immer weiter. Bei mir hat sich so langsam der Zustand einer kleinen musikalischen Extase eingestellt, die an diesem Abend auch nicht mehr aufhören wollte. In einem wunderschön sympathischen Wechselspiel gaben sich Gitarrist und Bassistin das Mikrofon in die Hand, während der Schlagzeuger einfach glücklich war. So schien es zumindest, denn er lachte und freute sich in jeder Sekunde hier an diesem Ort zu sein und mit den beiden Band-Kollegen ihre Lieder zu spielen.

Gisbert zu Knyphausen

Das heimliche Highlight, nicht bei mir, aber ich glaube bei den meisten Heimspiel-Besuchern, die doch vorrangig aus der Region kamen und ihrem lokalem Superheld zujubeln wollten. Der Gisi, wie er liebevoll von seinen zwei Brüdern angekündigt wurde, betrat die Bühne und hatte sofort alle Heimspiel-Herzen für sich gewonnen. Ohne viele Worte eröffnete er mit „Das Licht dieser Welt“ seinen Auftritt. Imposanter und eindrucksvoller hätte er das nicht arrangieren können: „…und wenn du lachst, geht alles wie von selbst, schau wie die Freude kommt und alles hier auf den Kopf stellt, und denk immer dran, selbst wenn das Unglück dieser Welt mal auf deine Schultern fällt, ein neuer Tag wartet schon auf dich, am Ende jeder noch so langen Nacht.“ Und so könnte ich die ganze Zeit weitermachen. Denn eins muss man feststellen: Die Texte des Herrn zu Knyphausen treffen mitten ins Herz. Er erzählt wunderschöne Geschichten mit seinen Liedern, die mich träumen, die mich hoffen, die mich aufatmen und die mich tanzen lassen. Sichtlich stolz, berichtete er uns von seinem neuen Album, welches im Oktober veröffentlicht wird und man schon mal vorab hier auf dem Festival in einer eigens dafür eingerichteten kleinen „Listening-Ecke“ reinhören durfte. Ich habe auf der Hinfahrt im Auto schon mal reingehört und konnte von dem einen Lied nicht lassen, welches er dann auch zu meiner Freude, live spielte. Hört unbedingt mal rein in Song Nummer 2 vom neuen Album: Niemand!

The Notwist

Es ist für mich das größte Glücksgefühl, so ganz ohne Erwartungen zu einem Konzert zu gehen und dann so überrascht zu werden, dass man glaubt den Boden unter den Füßen verloren zu haben. Es ist auf einmal wie plötzliche Schwerelosigkeit. Gerade ist alles noch wie immer und auf einmal ist alles anders. Diese Momente sind selten, oder man vergisst sie viel zu schnell, deswegen schreibe ich Blogartikel, ich will diese Momente einfach nicht vergessen. Ich will, dass sie sich einbrennen. Diese wahnsinnigen Jungs von The Notwist haben genau das bei mir geschafft. Ein Zustand der Schwerelosigkeit voller Glücksmomente. Und dabei haben die da auf der Bühne harte Arbeit geleistet und auch ziemlich viel Krach dabei produziert. Ich hab keine Ahnung was die 6 Notwistler da oben gemacht haben. Die Bühne war vollgestellt mit Keyboards, Effektboards, Loopstations, Gitarren, Schlagzeug, Vibraphone und allen anderen Gegenständen, die es so auf der Welt gibt und mit denen man annähernd sowas wie Musik machen kann. Es war einer dieser besonderen Momente. Spätestens jetzt hatte ich mich in eine Extase getanzt, die ich nicht wieder verlieren wollte. Unbeschreiblich. Das Ende des Konzerts brachte mich zurück in die Realität. Und die Realität schmerzte, denn sie war ohne diese großartige Musik. Aber ich tröstete mich schnell, darf ich doch The Notwist bald schon ein zweites Mal erleben. Und ich kann nur jedem von euch empfehlen diese Band irgendwann einmal im Leben live zu hören. Vielleicht werdet ihr dann auch von diesem besonderen Moment erfasst.

Eine Verzauberte

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