I Heart Sharks – Von Joy Division bis zur Generation Snapchat

I HEART SHARKS – 09.04.2016, Beatpol, Dresden –

Die Berliner Kosmopoliten von I Heart Sharks baten zum Tanz und eine Menge gut gelaunter junger Menschen folgten dem Aufruf. Indietronic war im Beatpol Dresden angesetzt. Oder wie wir älteren Semester sagen würden: Wir gehen zu Synthiepop wackeln.

Ich bin nach wie vor nicht ganz sicher in welcher Rubrik ich die Musik der Berliner einordnen soll. Abgesehen davon muss eine Schublade, mit Beschriftung Indietronic, nicht zwangsläufig die sein, in welcher sich diese Band ewig befinden muss. Und außerdem ist dieses Sortieren in Selbigen für mich wenig fortschrittlich und blockiert für mein Empfinden manch freie Denkweise. Aber das war den Konzertgängern an diesem Abend völlig egal, denn sie wollten vor allem zur Performance der Sharkties tanzen. So auch wir. Reichte es anfangs bei mir erstmal nur zum Kopfnicken à la Wackeldackel, schraubte mein Cherielein bereits ihre Hüfte einige Mal gekonnt ums Eck. Und was soll ich sagen, sie und der Sound der Sharkties infizierten mich. Natürlich ist mein Hüfte nicht annähernd so elegant zur Musik bewegbar, wie bei meiner Herzdame, aber ich empfand langsam, aber stetig Gefallen an dem tanzbaren Stil der Musik.

Chérie: Ja, irgendwie war das ein komisches Ding. So richtig unsere Musik war´s irgendwie nicht, das wussten wir von Anfang an, aber wir machten uns trotzdem an diesem Samstagabend in den Beatpol auf. Warum nicht einfach mal überraschen lassen. Und überrascht waren wir! Denn der Sound ging sofort in die Beine. Die Jungs versprühten vom ersten Takt an diese jugendliche Leichtigkeit und entfesselte Lebensfreude, die mich den Kopf ausschalten ließ, um ausgelassen zu tanzen und dem Sharkti-Rhythmus zu frönen.

An dieser Stelle müssen wir folgenden Song erwähnen, der uns schon das ein oder andere Mal abgeholt und sich als Ohrwurm festgesetzt hatte: ‚Neuzeit‘ aus dem 2011er Album ‚Summer‘. Passt irgendwie hervorragend und steht stellvertretend für die Band, für den Sound, für die Fans, für das Konzert. Der deutsch-englische Sprachmix mit übertriebenem Akzent zusammen mit dem Liedzeilen sorgt (bei mir zumindestens) für Heiterkeit: “Önd das ist die neua Geschichta…“ und „This is the Neuzeit“ wurde nicht nur einmal von meinem Liebsten in der Küche geträllert.

 

Die Bandbreite meiner Erinnerung an diesem Abend, losgetreten durch den Stil der Band begann bei New Order, dem Nachfolger der unantastbaren Joy Division bis zum beim Eurovision Song Contest gehörten belgischen Poptrio, dessen Namen ich vergessen hab. Die damit verbundene Austauschbarkeit der Songs kehrten wir für diesen Abend einfach mal unter den Teppich und vergaben den Sharkties mal gute ‚Eight Points‘, aber das nur, weil der Einfluss der Balkanmusik gleich Null war. Es war fantastische wummernde Tanzmusik, dass muss ich ehrlich zugeben, wenn gleich mein Herz ein wenig mehr für die älteren Songs schlägt als für das neue, etwas zu glatte Album.

Also, die Masse wippte und sang aus vollen Kehlen mit, soweit hatten wir es hier schon mal aufgeführt. Aber was hat das nun mit dem Thema Snapchat auf sich. Der Gedanke kam mir auf dem Weg zur Entwertung des edlen Staropramens. Die Fans wurden auf diesem Weg immer jünger und ich hatte plötzlich Angst, dass ich zum ersten Mal meiner großen Tochter im Beatpol begegnen würde. Nein, das war natürlich unmöglich. Aber augenblicklich kam mir dabei der Snapchat Gedanke. Denn das muss genau die Zielgruppe der Band sein. Jung, unvoreingenommen, ausgelassen tanzend, die Welt entdeckende Digital Natives. Es kann für mein Dafürhalten nicht mehr lange dauern, bis wir entsprechende Snaps aus dem Beatpol sehen, denn dieses Snap-Ding scheint einfach nicht mehr wegzugehen.

Was dann natürlich folgte war klar, beim Frühstück am nächsten Morgen sahen Cherielein und ich ein Snap aus dem Beatpol. So schnell hatte ich das allerdings dann auch nicht erwartet. Und das Video war von der Band selber und zeigt sie vorm Konzert im Backstage Bereich. Zum ersten Mal war es mir sogar möglich, das sagenumwobene Buffet des Beatpols virtuell zu genießen. Snapchat sei Dank. An diesem Abend war für mich eine neue Redewendung geboren: Generation Snapchat!

(Chérie): Und wir sind definitiv nicht zu alt für Snapchat! Nein, nein, das sind wir nicht 😉 Wer Gegenteiliges behauptet, der bekommt Kloppe mit dem Krückstock. 

Eure Zweikanäler

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