Schnipo Schranke – Eine Ode an die Küchenparty

SCHNIPO SCHRANKE – Songtage Gera – 24.03.2017, Music Hall Gera –

Achtung, es folgt ein kurzes Vorgeplänkel.

Schnipo Schranke, der ein oder andere bekommt jetzt wahrscheinlich Hunger, denn Schnipo Schranke ist die allseits bekannte Bezeichnung für Schnitzel mit Pommes (Schni-Po) & rot-weiß (wie die Schranke). Aber was ich eigentlich sagen wollte: Schnipo Schranke ist eine feste Bank in unserer kleinen Küche. Nein, nicht Schnitzel und Pommes, sondern die Band um die es hier geht. Denn die Schnipo-Mädels hatten mit ihrem Schnipo-Song etwas lila Feenstaub auf mein kleines Mädel versprüht, die jeden Abend zur Küchenparty rief:

„Mama, ich will ein Leben nach dem Kindergarten hören“.

Ok, ok, ok…nur noch einmal! Dann ist aber Schluss…mit diesem für ein Kleinkind denkbar ungeeignetesten Lieblingslied, dachte ich mir so und drückte Play. Und was dann passierte, passierte zwangsläufig, wenn man Schnipo Schranke hört – man hüpft. Man hüpft und hüpft und hüpft und erfreut sich an der Freude des Tochterkindes, lässt sich anstecken und…nun ja, so wurde der Schnipo-Song zu meinem meist gehörtem Spotify-Song im Jahr 2016. Wer dieses kleine Vorgeplänkel zum Anlass nimmt, seinem Kind diesen Song vorzuspielen, folgende Warnung: Bitte nicht Kindern, die älter als 3,5 Jahre sind, vorspielen! Bitte bei einem Wort (reimt sich auf kotzen) die Musik leise machen oder laut irgendwelchen Quatsch drüber singen. Alles andere liegt in eurem eigenen Ermessen, was die richtige musikalische Früherziehung eurer Kinder anbelangt.

Oh, entschuldigt bitte! Ein recht ausführliches Vorgeplänkel.

So viel zum Vorgeplänkel.

Es war irgendwie einfach überfällig! Ich musste diese zwei verrückten Mädels, die an der Spitze meiner persönlichen Spotify-Hits standen, einfach mal live erleben. Und diese Chance sollten mir die „Songtage Gera“ an einem Freitag im März bieten.

Ja, ihr habt richtig gehört. Es hat mich nach Gera verschlagen. Und ja, ich glaube, diese Veranstaltungsreihe der Songtage Gera ist quasi die einzige Möglichkeit in Gera solche Konzerte erleben zu können. Oder täusche ich mich da? An dieser Stelle muss ich ein dickes Kompliment an die Veranstalter der Songtage loswerden. Eure Künstlerauswahl ist grandios und das schon 9 Jahre lang…9 Jahre?! Wo bitte war ich denn die ganze Zeit? Wenn ich mir heute die Headliner der letzten Jahre anschaue, muss ich heulen, das alles verpasst zu haben. Lese ich da z. B.: Sophie Hunger, Get Well Soon, Gisbert zu Knyphausen & Kid Kopphausen Band, Malky, Honig, Stoppok, BOY, Laura Gibson, Bergen…und das ist nur ein Bruchteil. Das alles fast vor meiner Tür, hier in Thüringen, und ich hab´s verpasst. Aber nein hier wird sich nicht geärgert. Wir freuen uns über das diesjährige Programm und versuchen so viel wie möglich mitzunehmen.

Das ist ein Konzertreview.

Aber jetzt geht´s endlich los mit Schnipo Schranke. Es tut mir leid für dieses lange Vorgeplänkel, aber das war alles wichtig 😉

Diese zwei Mädels sind…puh, es fällt mir schwer, diese beiden Mädels zu beschreiben. Würde man sie nur anhand ihrer Musik beschreiben wollen, müsste man sie wahrscheinlich als im Leben gescheiterte Rotzgören bezeichnen. Als etwas durchgeknallt und nun ja vielleicht auch als etwas einfache Mädchen, die sich weigern erwachsen zu werden, die das Leben nehmen wie es kommt und damit wenig glücklich sind, weil das Leben so wie es eben manchmal kommt, scheiße ist. Meistens zumindest. Wenn man sie dann live erlebt, macht es auf einmal wieder einen ganz anderen Anschein. Mit wenigen Worten und ohne große Geschichtenerzählerei zwischen den Liedern, führen sie uns gespannten Zuhörer durch ihr Programm. Irgendwie hatte ich was Verrücktes und Durchgeknalltes erwartet. Aber da war nichts! Ok, abgesehen von den langen weißen Unterhosen mit Eingriff, oder den schwarzen Zähnen, oder dem schwarzen Lippenstift. Aber mehr Verrücktes war da irgendwie nicht.

Fritzi und Dani wurden begleitet von einem Mann, ich hab keine Ahnung wer das war und woher der kam (ich bin gerade auch zu faul zum googlen), ich will ihn einfach mal den Doktor nennen. Zu dritt nahmen sie ihre Plätze ein. Fritzi am Keyboard, der Doktor am anderen Keyboard bzw. am Synthezizer und Dani am Schlagzeug. Alles klar! Nix ist klar, denn hier fing das Instrumente-Karussel an sich zu drehen. Ich bin mir nicht 1000%ig sicher, aber ich glaube nach jedem Lied, tauschten alle mal die Plätze, die Instrumente und das Mikrofon. Das alles brachte eine fantastische Abwechslung in den Abend. Und der Doktor war eine herrliche Augenweide und lies mich das ein oder andere Mal über diesen verrückten Kauz schmunzeln.

Und so spielten sie ihre Lieder…

Lieder von der Liebe! Auch wenn man genau hinhören musste, um das zu erkennen. Die Setlist wurde natürlich, wie fast immer, erfolgreich von mir ergattert. Also könnte ich euch hier auch eine kleine Song-Abfolge präsentieren, aber ich will nur ein paar Songs mit ein paar Liedzeilen herausheben. Alle die, die noch niemals ein Lied von Schnipo Schranke gehört haben: Erschreckt jetzt nicht!

Obwohl mir gerade auffällt, dass nur ein Song auf ihrer neuen Platte „Rare“ den Hinweis „Explicit“ auf Spotify ziert. Ihr zweites Album „Rare“ ist also etwas gemässigter als das erste. Für den Einstieg ins Konzert wählten sie dann auch genau dieses eine Lied: „Pimmelreiter“. Sagt schon alles, oder? Das Publikum leider noch etwas zurückhaltend, aber langsam auftauend. Erst nach Aufforderung von Fritzi konnte sich die Geraer Meute aufraffen bis zur Bühne vor zu bewegen. Ab jetzt sollte mit „Wieder allein“, „Murmelbahn“ und „Haschproleten“ die Stimmung aufgeheizt werden und spätestens bei dem Hit vom letzten Album „Satt“, dem Song „Cluburlaub“ sang die ganze Music Hall Gera mit:

„Flatrate an der Cocktailbar, oh wie schön ist Panama. Cluburlaub in der Karibik. Die Sorgen sind hier klein, doch die Cocktails sind riesig…Von morgens an schon dicht mit Wodka-Brause, ist ja fast wie zuhause, nur zuhause trink ich den Wodka ohne Brause. „

Das alles krönte dann in „Pisse“! Das Liebeslied schlechthin:

Ich brauche Liebe, brauche Halt und einen, der mich knallt!“

Übrigens YouTube hat das Video von „Pisse“ wegen angeblich verletzter Nutzungsbedingungen gesperrt. Aber die Schnipos lassen sich nicht lumpen und laden das Video einfach auf einer anderen Video-Plattform hoch. Danke! So kann ich euch das hier kredenzen: Mit dem Hinweis so schlimm ist´s gar nicht 😉

Ich wartete jetzt eigentlich nur noch auf dieses eine Lied.  Ich erwartete es als Zugabe. Sicherlich kommt der Schnipo Song als Zugabe. Letztes Lied. Dann kann man zufrieden und beseelt nach Hause gehen und erinnert sich gern an dieses Konzert zurück, weil es mit einem Knall endete. Wieder so eine kleine Enttäuschung. Er kam nicht.

Fazit

Schnipo Schranke live: kann man machen, muss man aber nicht!
Schnipo Schranke in der Küche: immer und immer wieder!
Schnipo Schranke in der Küche mit Kind: nie wieder!

Die Songtage Gera für mich persönlich: DAS Pendant zur Kulturarena Jena, mit einer tollen Künstlerauswahl, viel Potential und Charme. Ich wünsche den Machern der Songtage viel viel Spaß und Erfolg für die restliche Festivalzeit und freue mich auf ein Wiedersehen. Danke, ihr Lieben!

„Alles scheiße außer Murmelbahn…“ und die Songtage Gera.

Eure Heike

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