ISOLATION BERLIN – 29.04.2016, Kassablanca, Jena –
DIE Indie-Rockband aus der Hauptstadt packt zu! Das Quartett Isolation Berlin, packt wütend, hoffnungslos und sehnsuchtsvoll nach meinem Herzen und lässt es tanzen.
Schon seit Wochen freute ich mich auf diesen Abend! Nicht nur weil ich wieder, nach unserer Kassablanca-Premiere zum Tocotronic-Konzert Anfang April, in diesen wunderbar sympathischen Club zurückkehren durfte, nein, ich sah auch endlich mein liebgewonnenes Jena wieder.
Aber zu welcher Uhrzeit fängt dieses Freitagabend-Konzert überhaupt an? Das war meine erste Frage, hatte ich doch an diesem Tag leichte terminliche Überschneidungen. Auf dem Ticket, in der Facebook-Veranstaltung und auf anderen diversen Websites steht: Einlass 19 Uhr und Beginn 20 Uhr! Kann das sein? An einem Freitagabend? Die Band selbst konnte mir diese Frage via Facebook beantworten: „Wir fangen pünktlich um 20:45 Uhr an.“ Ok, also doch…kein Druckfehler auf den Tickets, wenn man die Vorband noch mit einrechnet. Deswegen machte ich mich schon im schönsten Sonnenschein auf zum Kassa.
Die Vorband BLOND aus Chemnitz…
…überraschten mich und ließen mich das eine oder andere Mal schmunzelnd staunen! Zwei junge, aufgedrehte, blonde Mädels nahmen die Bühne ganz für sich ein und ließen den kleinen blonden Jungen am Keyboard verschmitzt zu ihnen rüber grinsen. Alles irgendwie fürchterlich abgedreht und suspekt, wie eine perfekt inszenierte Show und trotzdem authentisch. Ich nahm ihnen diese Portion Frechheit sofort ab, und fühlte mich fantastisch wohl dabei. Hört´s euch einfach mal an:
20:45 Uhr ist schon lang vorbei…
…und ganz üüüüüüberpünktlich 21:15 Uhr enterten die Jungs von Isolation Berlin die Kassa-Bühne und eröffneten den lang herbeigesehnten Abend ohne viel Worte standesgemäß mit einem Lied vom neuen ‚Und aus den Wolken tropft die Zeit‘ Album. Kein anderes Lied als das ‚Produkt‘ mit den vielsagenden Zeilen:
„Ich bin ein Produkt…ich will dass ihr mich liebt…
ich lebe für Applaus, bis der Vorhang fällt…!“
erwartete ich als Opener. Und so kam es auch und Frontmann Tobias Bamborschke schrie mich an und gab mir dabei inbrünstig einen kleinen Einblick in sein Innerstes. Und mir scheint, als wäre dieses nur selten mit Liebe und Glück gefüllt. Nicht umsonst forderte der erste Fan (schon etwas angeheitert) nach dem 3. oder 4. Lied, ein Lied über die Liebe. What the fuck? Wo kommst du denn her? Du bist hier auf einem Konzert von Isolation Berlin, da wird´s nicht liebevoller. Sänger Tobias quittierte diesen Zwischenruf ganz kurz und ohne eine Miene zu verziehen mit: „Alles klar, wir bauen dann mal ab.“ Zum Glück taten sie das nicht.
Sänger und Songschreiber Tobias, von der Liebe verlassen, führte weiter durch sein trauriges, sehnsuchtsvolles und freudloses Repertoire von Songs ohne viel Aufhebens, ohne viel Hochblicken, in sich gekehrt, aber trotz allem hochgradig energiegeladen, emotional und mitreißend. Seine rotzig schreiende Stimme, begleitet von diesem herrlich eingängigen Gitarrensound und dem treibenden Schlagzeug, liesen mich bis zur letzten Minute tanzen, tanzen, tanzen.
Denn trotz der Depressivität und Melancholie ist der Sound von Isolation Berlin genau der, den ich an einem ersten Sommertag, mit Elbwind um die Ohren und einem Bier in den Adern, auf dem Rad fahrend, hören möchte. Komisch, oder? Vielleicht ist es diese Diskrepanz zwischen den molligen Texten und dem durigen Gitarrensound der mich so fasziniert. Keine Ahnung, ob es anderen auch so geht. Stellvertretend für dieses Gefühl ist z. B. der Song ‚Aquarium‘, welchen sie leider zum Konzert nicht gespielt haben. Hört mal rein und sagt mir, wie es euch dabei ergeht:
Dagegen stehen aber auch andere Songs, wie z.B. ‚Körper‘, bei dem man einfach im Publikum steht, zappelnd und staunend zum wütenden Tobias hochschaut, sich (getreu des Songtitels) der Körper verkrampft und mit ihm zusammen schreien möchte, um dann kopfschüttelnd und ausgepowert diesen Menschen und das was er da gerade tat, verstehen möchte. Wenn ich an diesen Moment denke, spüre ich jede Faser in meinem Körper. Kein Wunder, dass dieser Song heißt wie er heißt.
Dieses gesamte Konzert fühlte sich an wie ein riesengroßer Muskelkater aus Schmerz, Traurigkeit, Wut, Trennung, Einsamkeit und Enttäuschung. Ich hatte beim Zuschauen das Bedürfnis, dem armen Jungen etwas Last abzunehmen. Wie wohl der Sound von dem Staatsakt-Quartett klingen würde, wenn Tobias endlich die Liebe finden würde? Nicht auszudenken! Manche Lieder lassen in mir Hoffnung aufsteigen, singt er nicht von „…fahr weg, auf geradem Weg ans Meer, den Möwen hinterher…du hast nichts zu verlieren.“ oder von „…der Schlachtensee ist lang und auch ohne dich ganz schön.“ Das sind allerdings nur kleine hoffnungsvolle Fetzen.
Naja mal schauen. Wer weiß was die Zukunft den Jungs und uns bringen wird. Ich glaube daran, dass auch ihn die Liebe wieder heimsuchen wird und bin auf seine emotionalen musikalischen Explosionen gespannt.
Ich stehe dann auf jeden Fall wieder in der ersten Reihe 😉
Eine Isolierte
3 Gedanken zu „Isolation Berlin – Melancholie, die Freude macht!“