Heimspiel Knyphausen 2019

geschrieben von Heike

„Wir fallen rein und treiben, als wären wir Musik!“ – Mit dieser Liedzeile aus dem Song von Kid Kopphausen (frühere Band um Nils Koppruch und Gisbert zu Knyphausen) möchte ich in diesen kleinen Festival-Rückblick eintauchen.

Das Festival für die Sinne

Vielleicht liegt es an diesem verzauberten Ort, oder dem familiären Zauber, oder der hervorragenden Musik-Auswahl, oder an diesem Menschen, vielleicht liegt es aber auch einfach nur am Wein – Dieses kleine bezaubernde Festival im Rheingau ist eine Wohltat für alle Sinne und zaubert seine ganz eigene Magie in die Gemüter jedes Heimspielers. Nach meiner Heimspiel-Premiere vor 2 Jahren habe ich mich in diesem Jahr endlich wieder Richtung Eltville aufgemacht, um dieses ganz bestimmte Heimspiel-Gefühl wieder zu spüren. Wer sich nicht erinnert, darf hier gern reinlesen: Mein Review vom Heimspiel 2017

Freitag, 26. Juli 2019

Line-Up:

  • Ilgen-Nur
  • Gurr
  • Tocotronic

Da hatse Luftsprünge gemacht, Herzaussetzer inklusive, als dieses Line-Up für den Freitag bekannt gegeben wurde. Aufmerksame Zweikanal-Fans können sich meine Freude nur ansatzweise vorstellen, für alle anderen: TOCOTROOOOOONIC!!!! Unvorstellbar schön.

Ilgen-Nur

Sie und ihre Band durfte ich im vergangenen Jahr schon zweimal im Vorprogramm der Tocs erleben und auch wenn ich von ihrem herrlichen, manchmal etwas schwermütigen Indie-Pop sehr angetan bin, hat sie mich auch diesmal live nicht wirklich abgeholt. Zu schwermütig das Gemüt, irgendwie nicht recht ins Festival-Gefühl passend, zog sie wiedermal an uns vorbei.

Gurr

Ganz anders Band Nummer 2. Gurr, die ich bisher immer irgendwie verpasst hatte. Sie waren für mich ein absolutes Highlight und brachten die Stimmung, die auch langsam etwas weinselig wurde, zum überkochen. Die Mädels schafften es nicht nur den Gastgeber Gisbert selbst zum crowdsurfen zu bewegen, sie zogen auch die Kids mit ihrer frischen verwegenen Art in ihren Bann. Der so ca. 8-jährige Theo dürfte ganze 3 mal stagediven bevor Andreya selbst in die Massen sprang. Die Heimspieler standen, tanzten, rasteten aus und so taten wir es ihnen gleich.

Tocotronic

Und schon war der große Tocotronic-Augenblick da. Viel zu lange sind wir ohne sie gegangen. Das letzte Konzert schon über ein halbes Jahr her. Viel zu lange. Und am meisten freute es mich, dieses Erlebnis mit meiner kleinen Tocotronic-Freundin zu erleben. Wir wurden nicht enttäuscht. Bis auf das, dass Dirk schon wieder nicht sein Anna & Elsa T-Shirt an hatte, sondern im bekannten schwarzen Hemd kam, was die Kurze kurz traurig stimmte.

Das verflog aber schnell, als sie ihr erstes Lied zum besten gaben: „Die Idee ist gut doch die Welt noch nicht bereit“! Sie schaute mich mit grooooßen freudestrahlenden Augen an und ab sofort war auch sie in ihrem Heimspiel-Gefühl. Wir waren für 1,5 h Tocotronic-Gefangene. Es gab nur sie und uns. Mehr nicht. Die Kurze wippend auf der Box direkt vor der Bühne, mir kurz zuflüsternd: „Mama, so nah war ich Dirk noch nie.“ Ich direkt hinter ihr, erste Reihe, tanzend, im Toco-Rausch verschwindend.

Samstag, 27. Juli 2019

Line-Up:

  • nullmillimeter
  • Theodor Shitstorm
  • ClickClickDecker
  • Another Sky
  • Brandt Brauer Frick

nullmillimeter

Diese „junge“ Band war ein echter Ohrenschmaus, auch wenn ich die Hälfte der Bühnenzeit leider beim Kinderschminken verbrachte. Aber die Songs, die ich erhaschen durfte, waren wunderschön und begeisterten mich auf Anhieb. Was ich hinterher von den Picknickdecken-Nachbarn erfahren durfte, entstand diese Band (die recht zusammengewürfelt rüberkam) aus Teilen von Gisberts alter Band – den oben zitierten „Kid Kopphausen“ um Freund und Wegbegleiter Gisberts und leider zu früh verstorbenen Nils Koppruch. Und zum ersten Mal gemeinsam live auf der Bühne. Kann man sich das vorstellen? Der erste Live-Auftritt vor ausverkauftem Haus und dann so fulminant. Ich hoffe inständig euch irgendwann noch einmal zu erwischen. Aber hört doch selbst mal rein: https://www.nullmillimeter.de/doku.php?id=musik

Theodor Shitstorm

Die zwei Shitstorm um Desiree und Dietrich begleiten uns schon ein paar Monate. Seit dem Ratgeberlied sind die Kurze und ich mega verknallt in die Shitstorms. Spätestens seit dem Release des „Unter meinem Bett 4“ Kinderlieder-Samplers sind wir vollends entzückt. Und so schmetterten „Rock´n´Roll“, das „Ratgeberlied“, der „Schlechteste Kaffee der Welt“ und abschließend sogar das Kinderlied „Extrawurst“ direkt in unsere Heimspiel-Glieder und wir hüpften und tanzten. Wie zuhause.

ClickClickDecker

Diese Band hatte es bisher nur sporadisch in meine Playlists geschafft. Hängengeblieben bin ich bisher noch nie. Allerdings wusste ich, dass das Heimspiel-Flair mich auch bei dieser Band erwischen wird. Und so war es. Ganz hinreißend führte der Frontmann Kevin Hamann durch das Set und bezauberte die Heimspieler. Spätestens als er die Kids vom Schlagzeuger auf die Bühne bat, um mit ihnen gemeinsam ein weiteren „Unter meinem Bett“ – Klassiker zum besten gaben.

Another Sky

Die Band um Sängerin Catrin Vincent waren für mich kein unbeschriebenes Blatt, auch wenn ich mich nicht als Kennerin bezeichnen will. Die Songs „Chillers“ und „Apple Tree“ hatten es aber vorab, dank meiner liebsten Musik-Influencer Ueli und Winson vom Lieblingsradiosender FluxFM, in meine Playlists geschafft. Und nach dem halben Set in der Zirkusschule, wo ich im Takt von Another Sky jonglieren üben durfte, hatten wir es dann auch zur Bühne geschafft, um uns eine dicke Portion dieser wundervollen Band mit der faszinierenden Stimme von Sängerin Catrin abzuholen. Absolut empfehlenswert und wiederholungsbedürftig.

Brandt Brauer Frick

Von Brandt Brauer Frick bin ich immer noch höchst verzaubert. Fast schon verwunschen. Da war sie wieder die Schublade, die ich zu gern vor mir schließe und doch immer wieder mal öffne, um darin zu verschwinden. Das Techno-Projekt aus Berlin (mit Wiesbadener Wurzeln) würfelt elektronische Tanzmusik mit klassischen Elementen (oder andersrum) und entführt uns damit in völlig ungewohnte Klangwelten. Dieser ungewohnte Sound trieb mich wieder hin zu dem mir so bekannten Heimspiel-Gefühl, welches mich vor zwei Jahren schon bei The Notwist einlullte. Selbst die Kurze fing an sich zu den Rhythmen „sinnvoll“ zu bewegen. Sie war genauso drin im Heimspiel-Gefühl wie ich. Auch diese Band muss ich dringend wiedersehen. Tut´s mir gern gleich.

Sonntag, 28. Juli 2019

Line-Up:

  • Fortuna Ehrenfeld
  • Niels Frevert

Fortuna Ehrenfeld

Diese deutschen Newcomer kommen irgendwie gar nicht als Newcomer rüber, eher als Urgesteine. Fortuna Ehrenfeld – besteht vor allem aus Sänger Martin Bechler – kommt etwas skurril daher. Das erkannten auch die Kinder, die Martin mit den Worten „Wie sieht der denn aus?“ auf der Heimspiel Bühne begrüßten. Im gestreiften Schlafanzug und Bären-Hausschuhen (mein Kind meinte es wären die Pfoten vom Grüffelo) ein absolut amüsanter Hingucker. Aber hingehört bzw. Kinder weggehört! Mich hat es ehrlicherweise nicht mitgenommen, was wohl an der Knarzigkeit der Stimme Bechlers lag. Trotz allem ein verrücktes und erlebenswertes Live-Ereignis.

Niels Frevert

„Ich würd dir helfen eine Leiche zu verscharren, wenn´s nicht meine ist.“ – Seit Jahren läuft dieser Song im Zweikanal-Kosmos und fast genauso lange mussten wir auf Niels und auf neue Songs von ihm warten. Und auch vor der Heimspiel-Bühne mussten wir uns gedulden, als nach einem halben ersten Song, ein Kurzschluss die Band stumm legte. Also kurz am Knypi nippen und sich auf das freuen was noch kommen sollte. Und was kam? Das Heimspiel-Gefühl! Noch heftiger als am Abend zuvor. Schuld waren definitiv diese zwei Herren auf der Bühne: Natürlich Niels – mit seiner zauberhaften gefühlvollen und lebendigen Art und Weise uns seine Songs zu präsentieren. Der andere Zauber ging von dem schon so oft erlebten Gitarristen Christoph Bernewitz aus, der sich wie gewöhnlich durch seine Musik hindurch träumt und mit jeder Faser seiner Musikerseele in den Klängen festhängt…und mich damit jedesmal ein wenig mit in seine Welt entführt, um mich am Ende brutal darin zurück zu lassen. Ein Moment voll mit schreienden Emotionen, das Herz schmerzend, der Körper kribbelnd, eine kleine Träne im Auge zurücklassend. Wenn Musik zuschlägt.

FAZIT:

Nach diesen letzten Zeilen bräuchte ich wohl eine kurze Pause um mich auf das Schreiben wieder rational konzentrieren zu können, aber wenn man festhängt hängt man fest.

Dieses kleine Festival ist was ganz ganz besonderes. Die Auswahl des Line-Ups eine vorzügliche Wohltat und fernab jeder gängigen Festival-Headliner, die man im Sommer an jeder Ecke hören darf. Eine selige Stimmung unter Gästen, Team und Künstlern, die wahrscheinlich dank des Weins einfach nur die Seele wärmt. Danke Gisbert, danke an die Familie, danke an das gesamte Heimspiel-Team, die uns in so wunderbar verführt haben.

Darauf einen Knypi!

Eure Heike

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