Ok Sweetheart – Ehrlicher Indie-Pop aus Seattle – Konzert-Review

OK SWEETHEART – 01.02.2018, Und Rausch, Dresden –

geschrieben von Torsten Arndt

Und in diesem Fall ist unser Liebling an diesem Abend – Erin Austin. Die Musikerin aus den Tiefen des Westens der USA – genauer gesagt Seattle – startet ihre Deutschland-Tour in Dresden, im mittlerweile recht bekannten Pieschener Treff Und Rausch. Wenn man sich die Tourdaten von Erin Austin in den nächsten Tagen so anschaut, kommt man ganz schön ins Staunen. Immerhin ist sie in allen Ecken Deutschlands unterwegs und nimmt sich dafür nur einen Monat Zeit. Hut ab für soviel Mut und Enthusiasmus, denn sie ist in diesen Tagen alleine unterwegs, ohne ihre Band, ihren Rückhalt.

Songs about Love

Es hat sich noch nicht gänzlich in Pieschen und Umgebung herumgesprochen, dass in regelmäßigen Abständen sehr gute MusikerInnen aus allen Herren Länder den Keller im besagten Lokal bespielen. Schade, denn die Vorstellung von Ok Sweetheart ist wieder einmal das beste Beispiel dafür. Die amerikanische Künstlerin stellt an diesem Abend Songs aus ihrem neuen, am 09.02. erscheinenden Album ‚Far away‘ vor.
Wobei, so ganz stimmt das nicht. Denn in der Mitte ihres lieblichen und ehrlichen Konzertes fragt uns Frau Austin, ob sie weiter nach Setliste spielen soll oder nicht vielleicht ein paar Songs aus ihrem persönlichen handschriftlichen Songbooks präsentieren könnte. Natürlich gab es ein klares DAFÜR vom Publikum für die Auswahl aus den persönlichen Gesangsbüchern. Davon hatte sie immerhin fünf mitgebracht.

Und das verstärkt die liebevolle Atmosphäre im Musikkeller noch mehr. Künstlerin und Publikum sind längst zu einer Einheit verschmolzen, was durch die sehr persönlichen von Liebe, Trennung, Scheidung und Wiederaufstehen handelnden Lieder befüttert wird. Das holt mich ab, das bewegt mich. Beim Song ‚In another Direction‘ ermutigt Frau Austin dann das Publikum den Refrain mitzusingen, was erst ihr und dann uns überdurchschnittlich gut gelingt.

Gospel vs. Indie-Pop

Eine ausgesprochen persönliche Präsentation der Songs von Ok Sweetheart. Das sie sich früher im Gospelbereich erste Sporen verdient haben musste, kann sie uns nicht verheimlichen. Ein herausragendes Vibrato durchflutet dazu noch den Saal und beschert mir eine Gänsehaut. Es ist schon eine Art Singer/Songwriter Pop, mit klaren Gospeleinflüssen und einer Brise Folk.

An diesem Abend gewährt uns Ok Sweetheart einen tiefen Einblick in ihre Seele. Sie nimmt uns in ihre Vergangenheit mit, lässt uns an entscheidenden Punkten in ihrem Leben teilhaben. Im Gegenzug erfrischt sie uns wiederum mit lustigen Anekdoten wie die, als sie erzählt, wie sie in „Oasnabrug“ versuchte ihr E-Piano in Gang zu bekommen und feststellen musste, dass in Good Old Germany ja eine ganz andere Spannung aus der Wand kommt. Und warum bleibt eigentlich in Deutschland immer die erste Reihe bei Konzerten frei? Ja das kann ihr dann auch keiner von uns erklären.

Daumen hoch

Ok Sweetheart möchte ich euch sehr ans Herz legen. Sie ist in manchen Momenten spürbar verletzlich und sentimental, dann wieder energiegeladen mit Hang zum Ausbruch aus ihren Songs. Eine ganz klare Konzert Empfehlung! Wer die Chance hat Erin Austin einmal live zu sehen, sollte das unbedingt tun, vielleicht ist sie dann schon komplett zu den Liedern aus ihrem scheinbar unendlichen Fundus an Songs aus ihren Büchern übergegangen.

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