FESTIVAL ALINAE LUMR 2017 – Über Ohrwürmer und Holländer – Teil 3

ALINAE LUMR – 25. – 27.08.2017, Storkow, Brandenburg –

OUM SHATT – Mit Ohrwurm Garantie

20 Uhr Oum Shatt auf dem Storkower Markt. Das war mein Fixpunkt für diesen Abend. Und am allermeisten freute ich mich auf Chris Imler, Drummer der Supergroup und immer irgendwie für eine Überraschung gut.

Wir erwischten die vier während ihres Soundchecks, nahbar, entspannt und mit den üblichen Absprachen wie: „Ich brauch bitte noch etwas Hall auf der Gitarre … dürfte ich noch etwas mehr Bass auf dem Monitor haben… etc.“ Bei jeder Bitte musste ich schmunzeln.

Das war toll, so nah an der Band zu sein, vorm Start alles mitzubekommen.

Der Markt füllte sich stetig und ich erinnerte mich nochmal an den Auftritt Oum Shatts im Frühjahr im Beatpol, als sie mit ihren arabischen Mischungen zwischen den einzelnen Takten die Meute abholten. Ich tanzte damals wahnsinnig ausgelassen und voller Begeisterung.

Nicht ganz so ausgelassen war es an diesem Abend, was aber meine Begeisterung nicht im Geringsten trübte. Im Grunde sind es alles Ohrwürmer, welche mich noch stundenlang durchkrochen. Hört euch mal Hot Hot Cold Cold an oder Gold to Straw oder Power to the Women of the Morning Shift. Ich bin mir sicher, dass einer davon auch bei euch hängen bleibt. Die vier Zuckerschnecken spielten die Zugabe gleich hinten dran. Machte auch Sinn für mich. Es ging einfach hintereinander weg.

Die fast zeitgleich spielenden Hannah Epperson und AG Form segneten wir aus der Ferne mit Luftküssen. Bevor wir uns aber wieder zum Schloss aufmachten, stärkte ich mich noch mit einem Crêpes. Welcher mir vor Lachen gegen Ende der Speisung fast im Halse stecken blieb. Warum? Unser Carsten erzählte Schwank nach Schwank aus seiner bewegten Vergangenheit, wo zum Schluss auch ein Schnitzlehrgang zum Vorschein kam. Ist Carsten staatlich geprüfter Schnitzer? Gab es sowas im dt. Ostblock? Wir Vier hielten uns vor Lachen die Bierbäuche. Crêpes geschafft, ab zum Schloss. Pendelverkehr like!

Und Carsten war es auch, der in Bezug auf die folgende Band kaum zu bremsen war. Lobeshymnen über Lobeshymnen schüttete er über Deerhoof aus. Ähnliche Lobhudelei hatten wir vorher nur bei Dear Reader vernommen. Ich hingegen hatte von diesen Holländern überhaupt noch nix gehört. Der „neue“ Stern am Indie Himmel hieß es. Ich konnte mich allerdings nur vage an den Sound der Band erinnern. Hängengeblieben war da erstmal nichts. Na dann!

DEERHOOF – Und zum Schluss wurden Buchstaben getanzt

Und Deerhoof gingen ab wie die Feuerwehr. Ab der ersten Note knallen die vier in der Front positionierten Musiker alles raus. Als wäre jedes Lied das Letzte der Zugabe. Das war in jedem Fall beeindruckend. Nur mit dem Sound, mit der rockigen, ständig von Rhythmuswechseln durchzogenen Musik hatte ich so meine Probleme.

War es bis hierher ein eher poppiges, von melodiösen Gitarrenlinien bestimmtes, elektronisches Festival, brachen die Deerhoofs alles auf. Vor allem die Rhythmuswechsel machten mir zu schaffen. Einen eigenen Tanzstil konnte ich dazu nicht entwickeln. Wie ich im Nachgang erfuhr, vollkommen typisch für Musiker aus dem Free-Jazz Bereich. Wobei ich die Holländer bei weitem nicht im Jazz Bereich einordnen werde. Niemals!

Drummer Greg Saunier belustigte die Meute zwischen den Songs mit diversen Ansagen, ich bekomme es nur leider nicht mehr zusammen, was er im gebrochenen, aber durchaus verständlichen Deutsch so von sich gab.
Was hatte das nun mit Buchstaben tanzen auf sich? Gegen Ende des Konzertes wurden die Buchstaben O und K im YMCA-Style vorgetanzt und die Fans hatten alles freudestrahlend nachgemacht. Kann mir jemand sagen, welches Lied das war? Ich bekomme es leider nicht mehr zusammen. Immerhin sind Deerhoof schon ein paar Jahrzehnte am Start, das zum Thema „neuer“ Stern.

Ja und wo stecke ich die Holländer nun hin? Ich weiß es nicht, ich lass das alles erstmal so stehen. Hier muss ich zugeben, so gar keinen Zugang zu dieser Art Musik bekommen zu haben.

Und mit so einer Art Jazz-Musik ging es weiter.

GIRLS IN AIRPORT – Instrumental ist genau eine Stimme zu wenig

 

Und wenn keine Stimme dabei ist, fällt es mir meistens sehr schwer die Konzentration auf die Musik, auf die Band hochzuhalten. Und leider war das auch hier der Fall. Blechblasinstrumente in der Front bieten in machen Fällen sogar schöne Überraschungsmomente – siehe z. B. Martin Wenk (Galexico, Bosse) – nur in dem Fall der Girls in Airports riss es mich leider nicht vom Hocker. Mir war die Musik in diesem Moment zu ruhig, ich hätte mir etwas mehr Power gewünscht. Der Spannungsbogen gab, zumindestens bei mir, jetzt nach.

Ein kurzes Abklatschen mit dem Capitano und Carsten, welche nochmal zum Schloss marschierten und ich trat mit Stefan Richtung Donnerkuppel ab. Die White Wines verpasste ich damit.

ALINAE LUMR – Tag 3 – Ein sonniger Morgen

Zum feinen Kat(h)erfrühstück am Sonntag war ich dafür – entgegen Samstag morgen – fit wie ein Turnschuh. Die Damen vom Buffet versorgten uns mit Allerlei Leckereien und vor allem Kaffee. Ohne Kaffee geht nix.
Beim entspannten Schlemmen machten wir trotzdem unserem Unmut platz über die katastrophalen Toiletten am Zeltplatz. Zwei Dixies, die binnen kürzester Zeit übergelaufen sind, waren nicht die ideale Lösung. Das war keine Meisterleistung. Da wünscht sich glaub ich ein jeder Festivalbesucher etwas mehr Komfort. Zum Glück gab es im Örtchen Storkow die Möglichkeit, etwas gepflegter Sitzungen abzuhalten. Ums einfach mal beim Namen zu nennen.

Das Festival neigte sich dem Ende und so stromerten wir zum Mühlenfließ. FS Blumm und Jeff Özdemir waren dran. Für uns der vorletzte Act. So entspannt wie der Vormittag startete, ging es mit den beiden Musikern ins Finale. Damit ihr eine Vorstellung vom Sound von FS Blumm bekommt, hört euch mal Folge an. Sie wandelten hin und wieder am Rande des Chillouts entlang. Mal locker leicht und dann wieder schwer und bestimmend. Mir fehlte etwas die Power bei den Beiden. Wie immer Ansichtssache.

In der Kirche sollte dann das Alinae Lumr beschlossen werden. Die Aufgabe oblag Lor.

LOR – Mit Geschichten aus der Heimat

Vier zarte polnische Girls in der Kirche. Ein Klavier, eine Geige, eine Stimme und Ellentie. Und Ellentie bezieht sich auf die Songschreiberin, welche vor jedem Song kurz die Geschichte hinter jedem Lied schilderte. Eine ganz feine und klare Stimme schwang dann in den letzten 45 Minuten des Festivals musikalisch mit einer Geige und einem Klavier im Einklang. Melancholie machte sich breit. Ein kleiner Ausschnitt:

Das war beeindruckend! Was lag für eine Ausdruckskraft in dieser Stimme. Und dabei sind diese zarten Bänder erst 16 Jahre alt. Dementsprechend lang war der sich anschließende Beifall. Ich bin gespannt, an welchem Ende mir Lor wieder über den Weg läuft.

Fazit

Es war ein feines und charmantes Festival im Storkower Backend. Abgesehen von dem Toilettending ist es den Machern des Festivals sehr gut gelungen, verschiedene musikalische Stilrichtungen an diesen drei Tagen zusammenzufassen. Es gab zusätzlich noch so viel zu sehen und zu entdecken, nur ich allein hab es leider nicht geschafft, alle Highlights von Ausstellungen etc. mitzunehmen. Mein Hauptaugenmerk liegt eben eindeutig auf der Musik. Vielleicht schaffe ich es beim nächsten Mal. Ein herzliches Dankeschön. Ich komme gern wieder!

Euer Torsten

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