Treefort Photo Dept [CC BY 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons

Saintseneca – verschliffene Ecken und Kanten!

saintseneca-such-thingsWenn ich nochmal heiraten sollte, möchte ich mit meiner Chérie an der Elbe losgelöst von allen Zwängen und Anzügen zu Saintseneca`s ‚Neckar Cube‘ ausgelassen tanzen! Und weiter möchte ich, dass alle unsere Gäste genau dasselbe tun und sich völlig frei fühlen, um beim Tanzen zu den Songs von Saintseneca den Alltag einfach abzustreifen!

Ich habe lange überlegt, an welcher Stelle ich diesen Blog anfange, um diese Musik, dieses Ereignis aus Ohio nur halbwegs gebührend zu beschreiben. Dabei zogen zwischenzeitlich mittelamerikanische Kleinstädte, Verandas an schmalzigen Sonnenuntergängen, allein gelassene Bänke auf allein gelassenen Hügeln und Daniel Day-Lewis an meinem inneren Auge vorbei. Ja, der auch. Und vielleicht noch viel mehr, aber an einer Stelle muss ich diesen Blog anfangen, denn wenn ein Gedanke durch den nächsten schon wieder aus meinem Kopf gestoßen wird, ist es Zeit zu beginnen.

Entdeckt hatte ich Saintseneca in einem Podcast von Ueli und Winson von FluxFM. Es lief ‚Happy alone‘. Nun muss man wissen, dass ich mit Liedern immer eine Zeit lang ringe, bevor diese zum Ohrwurm werden. Mein Unterbewußtsein ist da meistens etwas weiter, aber das „böse Teufelchen“ wehrt sich manchmal, stellt sich demonstrativ quer und will etwaige Songs nicht durchlassen.

Lange Rede….Saintseneca schlug irgendwann bei mir ein wie eine Bombe!

Ich möchte hier keine Unterschiede zwischen den Alben ‚Such Things‘, ‚Dark Arc‘ und ‚Lost‘ herausarbeiten, weil ich sie kreuz und quer und alle auf einmal kennengelernt habe. Einzelne Songs möchte ich jedoch gern hervorheben, so zum Beispiel ‚Rare Form‘, in welchem mich die fantastisch knirschende, zum Teil gebrochene Stimme Zac Littles zutiefst berührt. Beim Hören möchte ich zu ihm rübergehen, ihm meine Hand auf die Schulter legen und ihm sagen: „Nur wer sitzen bleibt, kommt nicht mehr hoch!“ Um dann im nächsten Moment seine hoffnungsvolle, fast explodierende Stimme in mir abzuspeichern, mitzunehmen, um mich dann mit einigem Abstand noch einmal umzudrehen, um ihm dezent zuzunicken.

Aber am meisten hat es mir die Vielfalt der Songs angetan. Kann für mich ‚Maya 31‘ nur in einer große Halle ausbrechen, muss ‚Only the young die good‘ irgendwo am Wasser plätschern, vielleicht würde sogar ein Bach sein Plätschern zur Verfügung stellen. Hier kommt wieder die unglaublich emotionale und zugleich knarzige Stimme von Herrn Little zum Tragen. Oder spielt Maryn Jones hier stimmlich die Rolle von Dr. Watson und schleift in den Liedern fast unmerklich gefühlvoll an Ecken und Kanten? Wie ich es auch drehe, die Kombination aus Beiden macht diesen Sound erst rund, komplett, für mich greifbar und erzeugt in mir längst vergessene Assoziationen. So eben auch die zu Daniel Day-Lewis im Film ‚There will be Blood‘. Rein geografisch und zeitlich vollkommen woanders angesiedelt und trotzdem, wie im Song ‚We all the beads on the same string‘ für mich lebhaft spürbar. Ein Fingerzeig in zwei Richtungen, Aufbruch und Depression. Und so ziehen sich diese Assoziationen wie ein kleiner, verletzlicher, roter Faden durch alle Alben.

Für mich ist der Sound Saintseneca’s einfach Folk-Musik in Reinstform, mal auf der Stelle stehend, mit Blei beschwert und doch hoffnungsvoll nach vorn blickend. Nie das Ziel aus den Augen verlierend, um dann doch davor noch einmal zu verharren. Wäre ich Thomas Gottschalk und dürfte mir, wie üblich, einen Song eines Künstlers für den Abend wünschen, würde ich Saintseneca’s ‚Uppercutter‘ in Extended nehmen und dabei gern auf Karl Lagerfeld verzichten.

Und ‚Falling off‘ sei an dieser Stelle abschließend und stellvertretend erwähnt, um alle beschriebenen Gefühle und Assoziationen nachvollziehen zu können. Für mich energetisch, abwartend und lieblich, einladend zugleich, nie aufdringlich oder fordernd, immer freundlich in die sonnige Richtung schubsend. Eben auf erwähnter Veranda sitzend in den Sonnenuntergang schauend, in einer mittelamerikanischen Kleinstadt. Es macht Spaß, sich immer wieder aufs Neue in den Songs zu verlieren und sich treiben zu lassen.

Ich bin dankbar für dieses Ereignis aus Ohio. Dankbar für die fantastischen Momente bis hierher und ich freue mich bereits jetzt diebisch auf ein Konzert der fünf Herzen. Danke.

One (Folk) Channel

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