25.06.23, Sommerpalooza Erfurt, Messe Erfurt
Ein Festival mit Statement
Auch in diesem Jahr zog es mich ins benachbarte Erfurt zum Sommerpalooza auf das Freigelände der Erfurter Messe. Ich muss zu Beginn gestehen, dass mich das Line-Up im Vorhinein nicht gepackt hat. Nachdem im letzten Jahr Highlights wie die Beatsteaks, Betterov und Thees Uhlmann auf der kleinen Erfurter Bühne abrissen, waren aber auch die Erwartungen ans Festival sehr groß. Nur zum Teil wurden diese Erwartungen befriedigt. Vor allem der Sonntag hatte es mir hier angetan. Noch nie live gesehen, aber immer wieder durch die Ohren flatterten mir die Musik um ZSK und Team Scheisse. Ok, darauf freute ich mich wirklich, auch wenn ich etwas enttäuscht vom Freitags- und Samstags-Line-Up war, musste man rückblickend schon feststellen, dass auch diese beiden Tage ihre Berechtigung und vor allem ihre Zuhörer:innen gefunden hatte. Ich war nicht dabei, habs aber aus der Ferne mitgefeiert.
Das Line-Up vom Sommerpalooza-Sonntag
- Sonne Ost
- Lad Pete
- Angiz
- Raum27
- Team Scheisse
- ZSK
Los gings am Sonntag wie an allen Tagen 15 Uhr! Auch zum Sonntag war der Beginn leider für mich zu sportlich, deswegen muss ich leider gestehen, dass ich die erste Band Sonne Ost verpasst habe und somit auch keine Worte zu ihnen finden kann. Seht es mir bitte nach. Deshalb starte ich mit Lad Pete.
Lad Pete – die Lokalmatadore
Ok, vielleicht keine Lokalmatadore aber zumindest aus Erfurt. Ich bin selbst ja sonst ganz gut in der thüringischen Musikszene aufgestellt und kenne sehr viele Thüringer Nachwuchsmusiker:innen, bei Lad Pete war das leider nicht so. Hier bekam ich erst als sie auf der Bühne standen mit, das sie aus Erfurt sind. Die kleine Erfurter Band bestehend aus Schlagzeuger und Gitarrist/Sänger Veri und Marki finden sich soundtechnisch irgendwo zwischen den Beatles und Oasis. Der Slot war kurz (30 min.) aber kraftvoll und definitiv interessant. Ein kleiner Ohrenschmaus für mein Indie-Herz. Das hat auf jeden Fall Spaß gemacht und ich werde definitiv vor der Bühne stehen, wenn ich sie hier im Heimischen irgendwann nochmal live erwischen darf.
ANGIZ – die Kraftkluber mit erstem kleinen Abriss
Das hat ganz viel Spaß gemacht. Die Jungs um ANGIZ haben mich stark an Kraftklub erinnert und die Energie, die sie auf die Bühne brachten war ähnlich kraftklubig. Und das bei dieser Hitze von gefühlt 50 Grad. Auf der Bühne waren es sicher noch ein paar Grad mehr. Mit großartigem Sprechgesang von Rampensau Mario Brozek und tollen Rock-Hymen der restlichen Jungs aus Kronach fanden sie genau die richtige Mischung um uns tanzen zu lassen. Wären wir mehr Publikum in einem kleinen dunklen Club gewesen, es wäre sicher ekstatischer gewesen. Schweißtreibend war es auf jeden Fall.
Kleiner Anspieltipp:
Raum27 – Küchenparty-Feeling in Erfurt
Aus der offiziellen Presseinfo zur Band: „Energiegeladener Hybrid-Pop, markanter deutschsprachiger Gesang und eingängige Melodien, dazu Oversized-Pullis, alte Trainingsjacken und Turnschuhe.“ Was auch immer Hybrid-Pop bedeutet, aber mit der Beschreibung hat man sofort ein Bild im Kopf. Und dieses Bild wurde live absolut bestätigt. Wenn auch stellenweise sehr viel dreckiger als man erwartete. Am Abend zuvor hatten sie mich bei meiner kleinen privaten Küchenparty absolut abgeholt und ich wusste das wird sehr eingängig, tanzbar und wird mein kleines Festival-Herz höher schlagen. So wars dann auch. Danke für diese super Show. Auch hier: Wiederholung garantiert…“Ich hoffe wir sehen uns irgendwann mal wieder..“
Kleiner Anspieltipp:
Team Scheisse
Nun endlich kommen meine Highlights. Beim Namen „Team Scheisse“ weiß man eigentlich schon was man bekommt: Richtig guter Punkrock. Die Band aus Bremen hat in den vergangenen Jahren mit ihrem antifaschistischen und selbstironischem Punk schon etliche Bühnen abgerissen. Und nun ist endlich auch mal Erfurt dran. An diesem denkwürdigen Sonntag für die thüringische und deutschlandweite Politiklandschaft, setzen sie damit ein Statement. Mit „FA“ schreien sie uns entgegen: „Du kannst sagen was du willst, doch das ist was wahr, und ich wünschte ich müsste nicht andauernd gegen etwas sein, aber wie soll das denn gehen bei all den gottverfluchten Nazischweinen?“ Es war ein Fest und die Fans (einschließlich mir) selig.
Kleiner Erfurt-Anspieltipp:
ZSK – Gänsehaut und Eskalation
Mein absolutes Highlight: Die Skatepunk-Band aus Berlin mit Haltung, Statements in jedem Lied und der wohl spektakulärsten Live-Show in der Punkrock-Szene. Punkrock mit echtem Statement. So hissen sie die „No AfD“-Flagge, singen mit uns gemeinsam „Alerta Alerta Antifacista“, lassen Bengalos brennen, lassen uns Pizza-Stagediven, teilen ihr Bier mit uns und halten zwischen den Songs Brandreden gegen Nazis und für Toleranz und Menschlichkeit. Wir waren ein hungriges Publikum mit Dauer-Gänsehaut und Eskalationen am „Twister“-Spielteppich. Und immer wieder: „Und wir stehen dafür ein, für die Freiheit und für Gerechtigkeit, unser Herz für die Sache, unser Hass und unsre Wut im Bauch, unsre Solidarität ist eine Waffe. Wir wissen ganz genau wie man sie gebraucht, unsre Faust gegen Nazis….Es gibt nichts was uns aufhalten kann!“
Fazit
Mein Wochenende ging gut los und endete spektakulär. Abgesehen von dem politischen Wahlausgang im thüringischen Sonneberg. Alles ganz nach dem ZSK-Motto: „Es müsste immer Musik da sein, bei allem was du machst. Und wenn es so richtig scheiße ist, ist da immer noch die Musik.“
An dieser Stelle noch ein kleiner Dank an die Messe Erfurt und das Team ums Sommerpalooza, die hier wieder ein tolles Festival auf die Beine gestellt haben. Auch wenn die Besucher:innenzahlen sicher nicht dem gewünschten Ergebnis entsprechen: ES BRAUCHT DIESE FESTIVALS! Gerade im kommerziellen Bereich. Ich wünschte mir für die kommenden Jahre noch mehr davon und bin sehr gespannt wie es mit dem Sommerpalooza im nächsten Jahr weiter geht. Dafür wünsche ich euch viel Kraft und vor allem gute Entscheidungen im Booking.
Eure Heike