Orange Blossom Festival 2023 – Meine Premiere

„Das schönste kleine Festival der Welt“ 

So betitelte der Rolling Stone dieses tolle Festival, welches ich am Pfingstwochenende zum ersten Mal erleben durfte. 

Das Orange Blossom Special Festival oder auch kurz OBS oder auch einfach „Obbs“ (ausgesprochen) feierte dieses Jahr Jubiläum. Sage und schreibe 25 Jahre gibt es dieses kleine musikalische Kleinod im wundervoll an der Weser gelegenen Beverungen. Irgendwo im idyllischen Dreiländereck von Niedersachsen-Nordrhein-Westfalen-Hessen. Das OBS glänzte in der Vergangenheit mit einer unheimlich gut ausgewählten Mischung aus unterschiedlichen Künstler:innen im Line-Up! So sollte es auch dieses Jahr werden. Was mir schnell klar wurde, als ich mich vorab in das diesjährige Line-Up reinhörte. Da waren viele Bands dabei, die ich nicht kannte, die aber fast allesamt was ganz besonderes hatten und ein richtig großes Festival-Brett werden könnten. Verantwortlich für das Booking zeichnet sich OBS-Chef und Glitterhouse Records Mitgründer Rembert Stiewe, der hier ein ganz besonderes Händchen zu haben scheint. Mit Witz und Selbstironie führt er uns zusammen mit Simon Baranowski (Musikblogger-Kollege www.icanguarantee.com) ganz persönlich von Band zu Band.

Überhaupt: Als Newbie machte es mir besonders Spaß den beiden auf der Bühne zuzuhören. Ein witziger Exkurs in die Anfänge des Festivals, gespickt mit Anekdoten aus 25 Jahren und so manchem Insider. Aber vor allem spürte man diesen besonderen OBS-Vibe und das gewobene Band der OBS-Familie. 

Ich muss gestehen, ich habe einen Tag geschwänzt. Am ersten Festivaltag hüpfte ich nicht bei „Husten“ vor der Bühne im Glitterhouse-Garten, sondern im AJZ Talschock zu DER Lieblingsband „Tocotronic“. Das musste noch sein, bevor ich mich aus meinem Thüringen ins 250 km entfernte Beverungen aufmachte.

Irgendwie schaffte ich es noch ein letztes Plätzchen an der Weser-Camperwiese zu ergattern und zu meinem ersten Act aufs Festival zu schlendern. Ich hatte sogar noch Zeit mir einen Überblick zu verschaffen. Gar nicht so einfach wenn man so mitten in einen Festival hineingeworfen wird. Der Flow ist noch nicht in den Körper eingesickert, er wabert noch an der Oberfläche. Aber es dauerte nicht lange und der Ort umfing mich. Und die Menschen hießen mich willkommen, nahmen mich auf in ihren Kreis der OBSler,  begrüßten den Neuling aufs Innigste und ließen auf mich ihr gesamtes Arsenal an OBS-Zauberstaub herabregnen.

Und ab in den Taumel!

Samstag, 27.05.23:

Line-Up:

  • Schreng Schreng & La La
  • Saitün
  • Wrest
  • Herrenmagazin
  • Whispering Sons
  • The Haunted Youth

Schreng Schreng & La La

Stimmungsmacher um Jörkk Meschenbier (Love A) und Lasse Paulus! Mal hier mal da als Walking Act und mein allererster musikalischer OBS-Berührungspunkt. Sie starteten mit einem kleinen Set am Wandgemälde vor dem Festivalgelände. Unterhaltsam und witzig verführten sie uns Zuschauende in ihre kleine Akustik-Punk-Welt.

Saitün

Psychodelic-World-Rock aus Basel mit einem orientalischen Hang zum Besonderen. Was für ein Mix. Was für eine Energie auf der Bühne. Schon beim Vorab-Hören wusste ich: Das kann live richtig groß werden. Meine Erwartungen wurden mehr als übertroffen.

Wrest

Wrest war für mich DIE Band, die mich aufs OBS kommen ließ. Ein Song reichte und ich wusste, da muss ich hin, das muss ich sehen. Die Schotten erinnern mich an meine liebste Band „Frightened Rabbit“ und weil ich die leider nicht mehr live sehen kann, musste Wrest her. Wrest sind trotz der Vergleiche einmalig und für mich schon jetzt DIE Entdeckung 2023.

Herrenmagazin

War das eine Reunion? War die Band überhaupt jemals weg? Haben sie nur ein Päuschen gemacht und sind jetzt wieder auf den Brettern der Welt zurück? Ich kann es euch nicht beantworten. Nur ganz dezent und vorsichtig wiesen OBS-Chef Rembert und Sänger Deniz Jaspersen auf eine mögliche Wiederkehr (?) nach 5 Jahren hin. Auf jeden Fall sind wir alle sehr sehr froh gewesen, dass die deutsche Indie-Band Herrenmagazin hier beim OBS live für uns spielten. Denn das war wirklich gut und hat nicht nur durch Deniz‘ bezauberndes Wesen einfach nur mega Spaß gemacht. Bitte bald wieder.

Whispering Sons

Eine absolute Überraschung für mich! Die belgische Post-Punk Band um Fenne Kuppens, die mit einer tief düsteren Stimme, einem hypnotisierenden Blick und einer beeindruckenden Attitüde, die dieses nick-cavige Etwas hatte und nicht nur mich an diesem Abend beeindruckte! Dunkel und mystisch, und doch so faszinierend.

The Haunted Youth

Mein absolutes Highlight an diesem Tag! Beim Vorab-Hören wusste ich: DAS wird richtig groß. Erinnerten sie mich doch so an DIIV, mit denen ich ein denkwürdiges Konzert in Berlin erleben durfte. Ich hab mich auf dieses Festival-Gefühl gefreut, wenn es dunkel wird, alle taumeln vor Glück, tanzen sich in die letzte „Extase“und verdrücken ein Freudentränchen wenn der letzte Takt gespielt wird. Nun ja, vielleicht stand ich in der falschen Ecke! 😉 Egal, ich war selig!

Dazu noch ein kleiner Anspieltipp für euch:

Sonntag, 28.05.23:

Line-Up:

  • Die Nerven
  • Hotel Rimini
  • The Deslondes
  • Fire Horse
  • Lera Lynn
  • Garda
  • Thees Uhlmann
  • A.S. Fanning

Die Nerven

Der traditionelle Surprise Act, der in jedem Jahr die fast 4.000 OBSler:innen zum Sonntag schon 11:30 Uhr aufs Gelände lockte und für alle Beteiligten eine riesen Überraschung ist. Laut OBS-Chef Rembert wissen in seinem Team (von über 100) nur 5 Leute wer den Auftakt für den Sonntag gibt. Großartiges Konzept wie ich finde. Aber auch mutig. Die Nerven hätten sicher ein paar wankelmütige OBS-Fernbleiber von ihrer Couch aufgescheucht. Am Vortag noch mit „Die Besten“ angekündigt, erklommen also Max Rieger, Julian Knoth und Kevin Kuhn die mittägliche Bühne. Um für uns zu spielen. So früh taten sie das laut Max‘ Ansage noch nie! Verknittert und müde wirkte keiner. Weder die drei auf der Bühne, noch die OBSler:innen vor der Bühne, die schon 2 volle Festivaltage hinter sich hatten. Ihr könnt euch nicht vorstellen: Einer der besten Wachmacher ever! Diesen Moment werde ich nie vergessen. 

Hotel Rimini

Die Band aus meiner Hood! Schön, dass es die Leipziger Band um Julius Forster und Trümmer-Sänger Paul Pötsch ins Programm vom OBS geschafft haben. Sie hatten es sicher schwer direkt nach den Nerven zu spielen. Ich habe mich übrigens zu Hotel Rimini schon vor ein paar Monaten zu einem Konzert in Erfurt ausgelassen. Lest mal rein!

The Deslondes

Nicht unbedingt mein Genres, das muss ich an dieser Stelle gestehen. Eine New Orleanser Band, die voll und ganz nach New Orleans klingt. Da kommt schon fast etwas Fernweh auf. Aber dennoch sie hatten ihren Platz auf dem OBS verdient, kommt das Festival doch auch genau aus diesem Genres. 

Fire Horse

Die niederländische Supergroup Fire Horse (hervorgegangen aus Birth Of Joy und Peter Pan Speedrock) haben uns an diesem Sonntag-Nachmittag mal ordentlich die Ohren weggeblasen. Entsprechende Warnhinweise gab es vorher natürlich von Rembert und Simon! Hier stand keiner still. Irgendwo zwischen Stoner-Rock und Grunge. Ein bissle Foo Fighters hier, ein bissle Queens Of The Stone Age da. Auf jeden Fall sehr powervoll und vor allem laut! 

Lera Lynn

Was für eine wunderschöne Frau! Ich als Frau darf das sagen. Musikalisch hab ich ja immer so meine Probleme mit Frauenstimmen, aber das hat mir schon sehr gut gefallen. Mit ihrem leichten Singer-Songwriter-Pop kühlte sie uns nach Fire Horse definitiv wieder etwas ab.

Garda

Und die nächste Überraschung für die OBSler:innen. Denn die Dresdner Band um Kai Lehmann durfte schon 2x im Glitterhouse-Garten aufspielen. Darunter 2019 als Samstags-Headliner. Mir wurde gesagt, es war ein Abriss. Was ich mir vorstellen kann, denn ich weiß genau welches Gefühl diese Band erzeugt. Für mich persönlich wäre es der ideale Headliner. Nun ja, diesmal waren sie „nur“ als Secret-Walking-Act mal hier mal da unterwegs und verzückten uns. Dazu musste ich mehr schreiben, deswegen findet ihr hier zu Garda auf dem OBS eine kleine genauere Hinschau: Garda auf dem Orange Blossom Festival!

Thumper

Was für ein Abriss. Die irische Band Thumper hat’s mir echt angetan. Und auch jetzt noch, 1 Woche nach dem Festival läuft bei mir Thumper rauf und runter. Die haben uns alle einfach nur aufgemischt, einmal gemeinsam eskalieren und reset. Die 6 Iren haben uns ihren irischen Indie-Punk à la Fontaines D.C. mit zwei Schlagzeugen und drei Gitarristen um die Ohren geschleudert und sorgten endlich mal für einen grandiosen Moshpit (in dem ich leider nicht hüpfen war) 😉

Thees Uhlmann

Tja, der Thees, der Uhlmann…wie immer machte er uns das Duracell Häschen! Ich kam mit meiner Kamera gar nicht hinterher. Gut, dass er ab und an einfach am Mikro stehen musste um zu singen. Die Fans in den ersten Reihen, sie zelebrierten ihn. Sie waren so aus dem Häuschen, schon allein das war für mich ein Genuss. Da ich noch nie riiiiiesengroßer Fan war und ihn auch erst letztes Jahr in Erfurt sehen durfte, habe ich den echten Fans mal den Platz gelassen auszuflippen. Ich hab’s mir währenddessen auf meiner „Box“ gemütlich gemacht und das Spektakel von hinten beobachtet!

A.S. Fanning

Auch mit AS Fanning hatte ich erst 2021 das Vergnügen! Damals im kleinen heimeligen Apfelgarten des Societätstheaters in Dresden beim The Sound Of Bronkow Festival (Übrigens: Noch kleiner als das OBS, aber mindestens genauso schön…liegt wohl an den gleichen Buchstaben)! Das war damals für die kleine Bühne und diese kleine Location wahnsinnig mächtig, hier auf der OBS-Bühne als Headliner und Abschluss-Act war’s genau der richtige Platz! Auch wenn ich selbst ja lieber zum Abschluss eines Festivals eine Band hören will, die mich noch mal so richtig zum eskalieren auffordert. Um mich dann so ganz ausgelaugt und vor Glückshormonen platzend in das reale Leben entlässt. Solche Momente liebe ich.

Das Fazit erübrigt sich, oder? Wer bis hier hin durchgehalten hat und jede Zeile gelesen hat, wird wissen wie mein Fazit zu meiner OBS-Premiere ausfällt.

Ich kann nur allen, die solche Art von Festivals lieben oder alle, die schon immer mal wieder auf ein Festival gehen wollten, die großen Festivals aber lieber meiden, DIESES hier empfehlen. Egal wer und was ihr seid, ihr seid hier willkommen. Und das ist neben der herausragenden Musikauswahl das wohl bestechendste Argument für dieses Festival: Diese Familie wartet auf euch und wird euch aufs herzlichste in ihren Reihen begrüßen.

Meine Liebe ist auf jeden Fall entfacht. Ich komme definitiv wieder.

Eure ins OBS-verliebte Heike

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