DIE HEITERKEIT – 26.03.2019, Societaetstheater, Dresden –
geschrieben von Torsten Arndt
Fluss startet, Frau Sommer am Piano, ruhig, konzentriert, ohne Überschwang. Die ganze Aufmerksamkeit des vollbesetzten Societaetstheaters ist ihr und ihrer Band Die Heiterkeit ab Sekunde eins gewiss. Ein toller Song, perfekt für den Anfang. Euphorie? Optional für die Eskalation.
Wer Die Heiterkeit über die Jahre verfolgt hat, auf Vinyl oder on Stage, weiß was er bekommt. Unaufgeregte Präsentation, keine Quasselei, Zielstrebigkeit. Feinste Bebilderung von Düsterkeit, Melancholie und vermeintlichen Löchern im Leben.
Was passiert?
Und Dieses Mädchen auf Zwei ist einer dieser Songs, welcher auf dem bereits beschriebenen Album Was passiert ist den verhalten zuversichtlichen Abend anführt. Ja ja diese Euphorie ist spürbar, fast greifbar und doch verschwindet sie wieder hinter dieser unaufgeregten Ernsthaftigkeit. Diese zieht sich durch den kompletten Abend. Aber gut, auch das war knallhart vorhersehbar.
Zu Was passiert ist wird getauscht, bei Frontfrau Stella Sommer Gitarre für E-Piano und bei mir von Bier zwo auf drei. Und wer zu diesem Song noch nicht im Konzert drin ist, wird es auch bis zum Ende nicht schaffen. Der ist an dem Abend falsch abgebogen.
Der Ausflug zu längs vergilbten Heiterkeit-Songs ist für mich nur eine Zwischenstation und endet in einem Alten Traum. Knackig, schnell, mit der bestimmten Bitte: „Bleib bei mir!“ Und da ist es schon etwas schade, dass das zwangsgesetzte Publikum im Societaetstheater hier nicht mal ein Knie kreisen lassen kann. Angekommen im Stadium Euphorika. Wohlgemerkt nach geeichter Heiterkeit-Skala.
Über das fabulöse, orchestrale und mitreißende Linien im Sand, welches ansetzt, beschriebene Skala nach oben aufzusprengen, locht Jeder Tag ist ein neues Jahrhundert ohne Gnade euphorisch ein. Das Lied ist für mich die Hymne des neuen Albums und auch an diesem Abend mein Highlight.
Im letzten Drittel angelangt, toucht Ich sehe dich am liebsten nochmal im Bereich Emotionalität und Herzschmerz. Unbestritten passt hier die sonorige Stimme von Frau Sommer abermals hervorragend ins Set, wie der viel beschriebene Arsch auf Eimer.
Und so schnell wie es begonnen hat, war der Konzert-Abend auch wieder vorbei. Wer war Schuld? Die kurzen Pausen zwischen den Liedern? Vielleicht. Die an sich kurzen Songs? Könnte sein. Die Kurzweiligkeit? Auch möglich. Wohl aber irgendwas mit dem Wörtchen „kurz“.
Instrumentale Herztropfen
Finale Furioso mit Pauken und Trompeten und für mich Liebe auf den ersten Blick. Gebt mir diese Frau Sommer. Ich möchte mit ihr kreisen, im Takt zu:
Du kommst mit Pauken und Trompeten,
Die Heiterkeit ist hier gewesen,
du liebst mich immer noch wie am ersten Tag
und wenn ich will, lässt es nie mehr nach.
Und damit ist meine Heiterkeit-Beziehung vortrefflich beschrieben. Ich mag ihr gebremstes Temperament, ihre kühle Fassade und die Momente, in welchen sie Blicke in ihr Universum zulässt.