Heimspiel Knyphausen, Eltville-Erbach, 21. – 23.07.2017
Infiziert mit dem Knyphausen-Virus, Heilung ausgeschlossen
Während ich hier in meiner Küche, zwei Tage nach diesem wunderschönen Festival, mit meinem „knypi“ sitze, Herrn Torpus lausche und versuche die ersten Zeilen zu diesem Ereignis niederzuschreiben, kommen plötzlich wieder ganz viele Emotionen hoch. Emotionen, die noch gar nicht richtig abgeklungen sind. Es fühlt sich an, als wäre man in einem „Das-Festival-ist-vorbei“ oder in einem „Die-Musik-ist-aus“-Loch. Kennt ihr das Gefühl? Bei mir stellt sich es immer ein, wenn ein fantastisches Konzert zu Ende ist und man gern noch die ganze Nacht weitertanzen möchte. Dann tut´s kurz weh im Herzen. Nur dass es nach einem Festival ca. 28 x schlimmer ist. Das Einzige was mir jetzt hoffentlich hilft, ist ein feiner Tropfen des Weingutes und das Erlebte hier in ein paar schnöde Zeilen abzutippen, danach in mein Herz einzuschließen und hoffentlich nie wieder zu vergessen.
Ein fantastischer Start in das Heimspiel-Wochenende
Line-Up:
1. Dino Joubert
2. Hauschka
3. Element of Crime
Erst einmal: Danke lieber Wettergott! Mit diesem Festivalwetter hast du dich selbst übertroffen. Bei 29 Grad und Sonnenschein satt, machte ich mich also auf zum Weingut des Barons zu Knyphausen, seines Zeichens Vater von Sänger und Songwriter Gisbert zu Knyphausen und passionierter Winzer. Als ich durch den Einlass ging, beschlich mich das Gefühl ein Tor in eine andere Welt betreten zu haben, vielleicht nicht so märchenhaft wie bei Alice im Wunderland, aber mindestens genauso verzaubert fühlte ich mich. Es öffnete sich ein grüner Garten, mit einem imposanten Gutshaus, Weinstöcke wohin das Auge reichte, kleine gemütliche Oasen zum Verweilen und natürlich die Bühne gleich neben dem Gutshaus, wo sich davor schon diverse Picknickdeckler ausgebreitet haben und bei einem „knypi“ das Leben in vollen Zügen genossen. Ich wollte dazugehören. Also tat ich, was getan werden musste: Ich besorgte mir eine Flasche des vorzüglichen Weins der Familie, breitete meine Decke aus (ok, es war nur meine Strickjacke) und fieberte dem ersten Künstler, der das Festival eröffnen sollte, entgegen.
Dino Joubert
Nachdem zwei der drei Knyphausen-Brüder das Festival offiziell recht unspektakulär aber dafür sehr sympathisch eröffneten, enterte Dino Joubert die Heimspiel-Bretter. Natürlich hatte ich mir vorher einen musikalischen Eindruck via Spotify von ihm gemacht. Meine Erwartung: Sitzkonzert. Das war’s dann auch geworden. Obwohl Herr Joubert live doch ziemlich tanzbar rüberkam. Er verbreitete wunderbare leichte Stimmung unter den Heimspiel-Gästen, die allerdings recht verhalten auf ihren Decken verharrten. Ganz nach dem Motto: Zurücklehen, Augen zu und Musik genießen. Für mich im ersten Moment etwas befremdlich. Ist das nicht respektlos gegenüber dem Künstler? Außerdem hatte ich Lust zum Tanzen. Na gut, zum Kopfnicken und Füße wippen hat es am Ende dann auch auf meiner Strickjacke gereicht. Mit Sönke Torpus (Frontmann der Band „Torpus & The Art Directors, die uns noch am Sonntag erwarteten) und drei weiteren Bandmitgliedern verzauberte mich Dino Joubert mit einer engelsgleichen Stimme und tollen eingängigen Melodien dennoch.
Hauschka
Dieser Name ist mir vorher noch nie irgendwie irgendwo über den Weg gelaufen. Hier hatte ich natürlich auch vorher reingehört. Ok, alles klar, Pianist, kein Gesang, gut, gleich zu Beginn was zum Entspannen. Pffff, haste dir so gedacht. Am Anfang konnte ich auch noch ganz getreu meiner Erwartungen, es den Heimspiel-Picknicklern nachmachen und auf der Strickjacke chillen. Zurücklehen, Augen zu (oder in den Himmel gucken) und Musik genießen. Aber was war das für ein Krach da vorn auf der Bühne. Mit zarten Klavierklängen hatte das nix zu tun. Ich kann´s nicht erklären was da Herr Hauschka machte, aber es war verrückt und es hat mich total in den Bann gezogen. Dazu müsst ihr euch das Video hier anschauen, um es wenigstens ein klein bisschen zu verstehen:
Ich versteh es immer noch nicht, aber ich hab mich davon entsagt, alles verstehen zu müssen.
Element of Crime
Und schon war es Zeit für mein kleines persönliches Highlight. Die alten Männer von Element of Crime, die ich so richtig erst vor ein paar Monaten für mich entdeckt hatte. Entschuldigt mich bitte, wenn ich „alte Männer“ sage, aber selbst Frontmann Sven Regener, der sich immer wieder das Näschen schnäuzen musste, brachte die Menge zum Schmunzeln als er sagte: „Das muss euch doch hier wie eine Oldie-Veranstaltung vorkommen, wo alte Männer noch richtige Taschentücher benutzen!“ Klar kennt man Element of Crime, und das ein oder andere Lied hat man schon mal gehört, aber irgendwie hatte es mich erst jetzt so richtig erwischt. Alles hat seine Zeit. Auch Musik. Vor allem Musik. Und hier vor der Bühne standen große Fans und wir begaben uns zusammen mit den Herren auf der Bühne auf eine wunderschöne Reise durch die Zeit. Die Stimmung war fantastisch und Herrn Regener konnte man die Freude darüber buchstäblich von den Augen und Armen ablesen. Er vollführte das ein oder andere Freudentänzchen, auch dann noch als wir ihn und seine Mannen zum dritten Mal auf die Bühne schrien. Es war unglaublich groß. Die Herzen hüpften durch die Weinstöcke und meins am Höchsten. Vor allem bei diesen zwei Liedern: Vier Stunden vor Elbe 1 und Am Ende denke ich immer nur an dich
Ein Gänsehaut-Moment! Einer von vielen:
Eure Heike
P.S. Heimspiel-Samstag und Sonntag folgen natürlich als bald.
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