SOUND OF BRONKOW – 2. – 4. September 2016, Societaetstheater, Dresden –
Es sind ein paar Tage vergangen, seit dem Sound of Bronkow. Viele Bilder durchliefen in der Zwischenzeit meinen Kopf. Einzelne Anekdoten, Head- und Hooklines tauchten abwechselnd, meistens mit einem lieblichen Anstrich versehen, in meinen Gedanken auf, kreisten und tänzelten darin und verwandelten sich anschließend, in fast allen Fällen, zu einem kleinen Lächeln.
Wenn ich nun mit ein paar Tagen Distanz auf das wohl mit Abstand bekannteste Singer/Songwriter Festival im regionalen Bereich zurückschaue, stelle ich fest, dass dieses im Umfang kleine Festival, aber groß in Qualität und familiärer Atmosphäre, zwar einige rote Fäden über das ganze musikalische Highlight hinweg besaß, aber trotzdem der Bezeichnung „Singer/Songwriter“ Festival auf dem Deckblatt nicht immer Folge leisten wollte. Und genau das war für mich an diesem Wochenende das Salz in der Suppe. Und wer mich kennt, weiß, wie wichtig Salz als Zutat für mich ist.
Chérie: Für mich war das Festival eine Premiere. Wie so vieles in meinem ersten Sommer in Dresden. Und du mein Liebster, sorgtest schon seit Monaten ständig dafür, dass meine Vorfreude auf dieses, für uns so bedeutende Ereignis stetig wuchs. Ich freute mich diebisch auf diese drei Tage im Dresdner Societaetstheater.
Drei Tage Musikfestival
Das wir bei der Menge der Musiker und Bands nichts dem Zufall überlassen wollten, könnt ihr euch sicherlich denken. Recherche vorab war angesagt und demzufolge speicherten wir sämtliche Social Media Accounts der auftretenden Künstler in unsere Handys und machten auch zu verwendende Hashtags vorher für den Einsatz bereit. Wer uns in der Vergangenheit ein wenig aus dem Augenwinkeln beobachtet hat, wird wissen, das wir alle besuchten Konzerte generell via Twitter, Facebook und Instagram live begleiten. Und so hatten wir es auch an bevorstehendem Wochenende geplant.
Wie das manchmal so ist
Natürlich sind wir auch etwas wehmütig bei dem Gedanken, nicht alle Acts an diesen Tagen gesehen und gehört zu haben. Ich denke da zum Beispiel an eine Gemma Ray, an Heimer und auch an Junius Meyvant. Aber aufgrund unserer etwas mehrschichtigen Familien-Wochenend-Planung war uns das leider nicht gegönnt. Wir möchten uns bereits jetzt schon dafür entschuldigen, dass diese Künstler hier in unserem Blog nur am Rande erwähnt werden. Aber wir kriegen euch, das holen wir alles im Laufe nächster Konzerttermine dieser Musiker nach.
Familie über alles
Tauchen wir also ein in den ersten Tag des Sound of Bronkow Festivals der Kumpels und Friends Familie. Apropos Familie, eins ist mir aufgefallen – und das ist der eine rote Faden der sich für mich durch das ganze Festival zog – alles was man im Umfeld des Festivals hörte, was enge Freunde der Organisatoren erzählten und wie sie selbst ihrem Publikum und Künstlern gegenüber auftraten, war von Herzlichkeit geprägt, freundlich und von größtem Respekt gekennzeichnet. Dafür habt ihr von uns, damit spreche ich auch sicher im Namen meiner Chérie, nicht nur einen tosenden Applaus verdient, sondern Sträuße davon!
Helga Blohm Dynastie – Alte Männer ist das Stichwort
Ja ihr lest richtig. Das SoB wurde von alten Männern eröffnet. Die Helga Blohm Dynastie, ihres Zeichens gespielte alternative Speerspitze der späten 90er, setze mal mit gleitenden Gitarrenriffs, mal mit stakkatoartigen Drumfolgen an, die Buchstaben auf dem Deckel des Singer/Songwriter Festivals in Einzelteile zu zerreißen. Und jeder wusste gleich, wo die Luzie den Hund begraben hatte. Hier war kein musikalischer Schmusekurs angesagt, hier ging es zur Sache. Auch wenn die scheinbar viel zu schnell gealterten Bandmitglieder, ob nun während des Konzertes oder vorher in der Maske, uns hier die hüftersetzten Männer gaben, war ordentlich Drive im Saal. Das Publikum honorierte es mit wippen und tanzen und war froh, endlich zum lang erwarteten Festival Sound of Bronkow ins musikalische Geschehen geschleudert zu werden.
Chérie: Geschleudert! Genau so hat es sich für mich angefühlt. Gerade noch im Auto auf der Autobahn in Richtung Dresden, ab auf´s Rad in Richtung Neustadt und schon hab ich mich in diesem Keller vorgefunden, in dieser surrealen Inszenierung, mit diesen alten Männern. Das alles musste ich erst mal einordnen und…, und atmen. Hatte ich überhaupt schon Luft geholt? Für mich der erste Schleudergang.
Leyya – Hang zum Frickeln
Genau diesen Spruch in der Überschrift würde unser Capitano, welcher sich übrigens in naher Zukunft in einem Gastblog ausleben wird, zum Sound von Leyya bringen. Wir hatten nicht viel Zeit vom Kleinen Saal im Keller in den Großen Saal umzusetzen, denn die Österreicherin war bereits am Start und gab uns gleich mit ihren elektronischen und teils experimentalen Klängen eine gehörige Portion Bass und Hall auf die Ohren. Erweitert um die samtig soulige Stimme von Sophie Lindinger war diese Soundmischung ein recht deutlicher Umschwung zur eben gehörten alternativen HBD im Keller. Musikalisch fühlten sich beide Musikstile wie ein inszenierter Tanz um das bereits bemühte Singer/Songwriter Deckblatt an. Und es sollte bei der nächsten Künstlerin genauso weitergehen. Aber bleiben wir noch ein Moment bei Leyya. Zu besagten experimentellen Klängen und Basslines gesellten sich ab und an angezerrte Trip-Hop Beats. Das hier die Echo und Delay Maschine bei keinem Song still stand, war nicht zu überhören und machte für mich die Musik deutlich fühlbarer. Vermutlich spielte Leyya deshalb im Großen Saal, damit sich sphärische Sounds mit Hall und Echo gebührend ausbreiten konnten.
K.Flay – Kopf gewaschen
Wir in Sachsen würden sagen: Die hat mir ordentlich die Rübe durchgeblasen! Was war das denn bitte für eine sensationelle Show von K.FLay? Wo kam diese Frau, welche mit Power, Ausstrahlung und Charisma den gesamten kleinen Saal im Handumdrehen pulverisierte, auf einmal her? Klasse und großes Kompliment an das K&F Team, K.Flay als Act eingeladen zu haben. Mein Begeisterung kannte keine Grenzen mehr. Hier sickerte nichts nach und nach in mich ein, sondern alle Schleusen waren offen und ich ließ mich von der Energie dieser Band förmlich besetzen. Mit ihrer Kombination aus Electro-Indie-HipHop und Rock schlug der Weltklasse-Pegel ein ums andere Mal gehörig aus. In eine kleinen aber spürbaren Welle von vorn nach hinten wurden die Leute mitgerissen und fingen innerhalb kürzester Zeit an zu tanzen. Von meiner Seite aus hätte das noch gut zwei Stunden so weiter gehen können. In kurzen Momenten während der Vorstellung fühlte ich mich an The Naked and Famous erinnert und genoss es, in mir drin musikalische Verbindungen zu knüpfen. Ich hatte sofort das Gefühl, dass diese Musik gerade einen, vielleicht auch meinen Zeitgeist trifft, warum kann ich nicht erklären. Energie und Hoffnung waren definitiv im Saal, aber auch Verletzlichkeit und zum Teil Zurückhaltung waren auf der Bühne zu spüren, was ich an der etwas unnahbaren Art von Frontfrau und Energiebündel Kristine Meredith Flaherty (Wiki sei dank) festmachte. Egal, das war der Hammer und bis dahin vorerst mein Höhepunkt.
Chérie: Diese Stimme! Leute, so was hat man selten gehört. Und dieser Beat. Was war das? Hip Hop? Indie? Electronic? Hört doch mal selbst, z. B. dieses Lied: Can´t Sleep! Also ich weiß es nicht. Mir ist es auch egal. Es war, was es war und es machte mit uns kurzen Prozess. K.Flay sorgte für meinen zweiten Schleudergang an diesem Abend!
Jonas Alaska – Norweger ohne Pulli
Und da war der erste Künstler, welcher mit einem ganz fetten Edding endlich den „Singer/Songwriter“ Schriftzug auf dem Deckblatt unterstrich. Und was für einer, Jonas Alaska. Ein paar Minuten Verschnaufpause hatten wir zwischen K.Flay und Herrn Alaska, so dass wir uns mit einem Bier bewaffnet in den Großen Saal zum Mainact am Freitag aufmachten. Beim Blick auf die Bühne sahen wir drei Mikrofone und eine Gitarre. Sollte es etwa einfacher handgemachter Indie-Folk mit mehrstimmigen Gesang werden? Was für ein herrlicher Gedanke, ich jubelte bereits innerlich und soviel sei vorweg genommen, genau das sollten wir erhalten. Lest dazu im Blog Jonas Alaska – Ein Norweger in Dresden etwas mehr. Es sei soviel verraten, es wird musikalisch herausragend, lustig und skurril!
Es war ein knackiger erster Tag beim Sound of Bronkow, überraschend, elektrisierend, familiär. Wir waren entfacht und freuten uns nach dem ersten aufregenden Tag auf die Fortsetzung am Samstag. Und ich kann euch eins versprechen, der Samstag sollte es in sich haben.
Eure Zweikanäle
2 Gedanken zu „Sound of Bronkow – Musikalisches Herzstück Dresdens – Der Freitag im Schleudergang!“