FENSTER – 26.01.2016, Societätstheater, Dresden –
Es gibt Menschen, die haben sofort Zugang zur Band Fenster und es gibt Menschen, die arbeiten sich heran, kämpfen und ringen um jede Fenster Note. Tag ein, Tag aus mit der Hoffnung, für den Kampf am Ende belohnt zu werden. Belohnt durch den Zugang zum besonderen Sound von Fenster.
Und irgendwann ist der Berg erklommen, die Brüche in den Songs verziehen und man fängt an, den Sound zu schmeicheln und zu liebkosen, ihn zu genießen und ihn als Freund, ja fast als festen Bestandteil einer Liebe zu betrachten. Man wacht mit ihm auf und geht früh mit ihm schlafen. Er säuselt auf dem Weg durch die Stadt lieb ins Ohr und vervollständigt pittoresk ein Abend am Feuer.
In etwa so erging es mir, als ich Fenster auf Empfehlung vom Capitano kennenlernen durfte. Ich hatte meine liebe Müh und Not mich mit ihnen zu vereinen. Es hat sehr lange gedauert, aber die Geduld zahlte sich für mich am Schluss aus. Stellvertretend dafür möchte ich das fantastische Konzert vor einem Jahr in der GrooveStation erwähnen. Ganz in weiß und mit Will Samson am Schlagzeug genoss ich dieses Event. Ohne hektische Instrumenten- und Positionswechsel ging das Konzert für mich wie in einem Guss vorüber, nahm mich mit und gab mir Recht, Geduld gehabt zu haben, mit dem Sound der international bekannten Band Fenster.
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Und nun kommt ein neuer Brocken in Form des dritten Longplayers ‚Emocean‘ auf mich zu. Man wächst ja mit seinen Aufgaben, sagt man, aber man verschluckt sich auch hin und wieder an sperrigen Brocken. Schon mal gehört? Zum Glück aber kam in Form des gleichnamigen Films die Anleitung zum Verdauen gleich mit. Dachte ich. In Dresdens gepflegtester Neustadt Location, dem Societätstheater, hatte Fenster zur Filmvorführung mit Livemusik vor der Leinwand geladen. Die Sitzplätze waren alle restlos vergeben.
Und nun? Hier müsste ich das gesamte Erlebnis ‚Emocean‘ asysnchron und indirekt proportional dritteln. Asynchron, weil die unten stehenden Teile unterschiedlich lang sind und indirekt proportional, weil am Anfang der Film toll war nur ohne Musik. Und am Ende die Musik toll und der Film ’schwierig‘ war. Ich möchte die Teile benennen und versuchen zu beschreiben. Also dritteln, ja? Gut!
1. Drittel: Making of ‚Emocean‘ auf der Leinwand ohne Band im Saal
2. Drittel: Erster Teil von ‚Emocean‘ mit Band im Saal
3. Drittel: Zweiter Teil von ‚Emocean‘ mit den Hits der Band im Saal
Das ist natürlich alles nur aus meinem subjektivem Empfinden heraus eingeteilt. Und ehrlich gesagt, selbst damit habe ich mich schwer getan. Aber auf irgendeine Art und Weise hatte es sich so angefühlt. Ich glaube, ab hier merkt man es mir an, dass ich in meinem persönlichen ‚Will Samson‘ Tetris Level kämpfe. Das 1. Drittel kann ich ja noch absolut nachvollziehen. Witzige und geistreiche Unterhaltung auf „Making of“ Level. Fantastisch und einfach nachvollziehbar für alle Musikfans, um z. B. in den Prozess einer Studioaufnahme einzutauchen.
Aber dann begann erst der eigentliche Film ‚Emocean‘! An dieser Stelle möchte ich den Spruch: „Manchmal ist man eben der Bär und manchmal wird man vom Bären gefressen.“ bemühen.
Wer sich diesen Film noch ansehen und nicht erspoilert werden möchte, sollte sich hier wie bei ‚Zimmer frei’s Bilderrätsel‘ einfach die Augen zuhalten. Denn der Film ‚Emocean‘ setzt sich für mich aus einer Mischung aus Kai Böckings Formel 1, farblich gekupfertem Deee-Lite Video, pendelndem Twin Peaks Theme und absolut abgedrehten Kaleidoskop Sequenzen zusammen. Spätestens hier knallt mir das Wort ‚WARUM‘ an den Kopf. Natürlich hatte der Film auch eine Handlung und zack wirst du wieder vom Bären gefressen. Und der lässt es sich eine Weile gut schmecken. Ich glaube, dass ich mir den Film noch einmal anschauen könnte und trotzdem würden wieder diese Schwierigkeiten mit der Story und dem WARUM zu Tage treten.
Wenn du Fenster nicht kennst, gehe lieber zu Solace ins Kino, denn der Film ist zum Kennenlernen kein einfacher Start. Wenn du Fenster kennst und magst, nimm alle deine Kraft zusammen und schau dir ‚Emocean‘ an. Der freundliche Bär hilft dir da durch, denn der Soundtrack dazu ist wieder ganz nah dran am Durchbruch. Das Album erwartet dich, verlangt wie immer viel Geduld von dir, aber belohnt dich wie üblich mit grandiosen Melodien. Ungefragt möchte ich euch gern eine Reihenfolge von Songs vorgeben, um sich gefahrenlos in die neue LP von Fenster reinzuhören. Starten würde es mit ‚Memories‘, sich über ‚Off the Cahin‘ und ‚Samson’s Theme‘ weiter hangeln, bei ‚Lear Si Live‘ kurz durchhängen, um bei ‚Phantasia‘ wieder Fahrt aufzunehmen.
Alles in allem eine abgefahrene Idee, ein neues Album visuell zu unterstützen oder einen ersten Film mit Livemusik zu untermalen. Wie man es nimmt, für mich bleibt unterm Strich ein kantiges Erlebnis stehen, was es gilt, in den nächsten Wochen erst einmal zu verdauen.
Hatte ich hier das Thema Hipster erwähnt? Nein? Gut, wüsste auch nicht warum.
Ein – Buntglas – Fan