Drei singende klirrende Gitarren

CASPIAN – 12.11.2015, Beatpol, Dresden –

Filigrane klassische Saiten vs. krachende Wände oder wie ich beim Versuch meine Ohren wiederzubeleben versagte.

Wäre es so schlimm wenn ich mein Fazit an den Anfang meines Blogs stelle? Nein? Gut! Es war granular und doch episch, brachial und auch melodiös, langsam Spannung aufbauend, explodierend und wieder in sich versackend. Kann diese kurze Beschreibung das Konzert von Caspian in etwa spiegeln? Ich weiß es nicht, aber es ist auch nur mein subjektives Erleben dieser Show.

Zugegebenermaßen bin ich noch nie ein großer Fan von instrumentalen Bands gewesen, weil ein Gesang, egal ob männlich oder weiblich, für mich immer fest zu einem Song dazu gehört und das Salz in der Buchstabensuppe bedeutet. Nun hatte ich mich im Vorfeld etwas in den Sound von Caspian hineingehört und musste zu meinen eigenen Verwundern feststellen, das mir dieser ausgesprochen gut gefiel. Und das auch ohne Gesang. Aber dazu später etwas mehr.

Ein Cello? Kenn ich, kennt jeder. Ein elektronisches Cello? Da wird’s schon dünner mit Handmeldungen. Als ich es sah, dachte ich sofort an den Südafrikaner Pistorius. Für mich sehr künstlich, auch irgendwie anormal und viel zu wenig Holz für ein Cello. Nun gut. Jo Quail war die Musikerin, welche vor Caspian die Leute anheizen sollte. Und dazu hat sie eben dieses elektronische Cello mitgebracht. Was sie auch noch im Gepäck hatte, war ihre Loopstation. Und das sollte eine ganz exzellente Mischung werden. Ich dachte, ich hätte bis zu fünf Spuren eingeloopt gehört, kann mich aber dabei auch einfach verhört haben. Teils rockige, teils keltische und natürlich klassische Anleihen brachten bereits zu diesem Zeitpunkt ordentlich Schwung in den Beatpol. Höhepunkt ihres Vorspiels war der Einsatz eines Schlagzeugers, welcher mit seinem Einstieg in den letzten Song ordentlich Druck und Rhythmus im Saal verströmte. Dem eigenen Kopfnicken konnte man sich nun nicht mehr erwehren. Es folgte der übliche Bühnenumbau und für mich ein neues Bier.

Bei dem ersten Gedanken an Caspian, verspüre ich immer den Wunsch, an die Kurbel zu gehen, um das Dach zur Seite zu kurbeln. Dieser krachend brachiale Sound hätte in dem bereits schon großen Beatpol einfach noch mehr Raum gebraucht. Deren drei Gitarren in der Front brachten so enormen Druck in Richtung Publikum, sodass es unmöglich erschien, gegen den sich aufbäumenden Drachen und die sich steigernde Wut anzukommen. Mein zweiter Gedanke beruhigte mich dann wieder ein Stück weit. Und das, weil ich ich froh war, das kein Mensch dieser Welt gegen diesen 3-köpfigen Drachen ansingen musste und damit etwaigen Verletzungen im Stimmbandbereich nicht vorkommen konnten. Das Wispern vom Frontmann zähle ich nicht als Gesang. Diese Band hatte ein ordentliches Pfund mitgebracht. Trotz allem muss man zugeben, waren die feinen Melodien auch durch einzeln verdickte Wände hindurch zu hören, was ein ums andere Mal meine Zunge zum schnalzen brachte. Als notorischer Snare-Nicker hatte ich es allerdings heute etwas schwerer, weil hinter dem „Drachensound“ selbst meine geliebte Snare etwas verschwand. Aber wie es im Leben immer so ist, es ist eben nie alles bei einander. Das ich ausgestattet mit einem entsprechenden Rauschen in den Ohren den Heimweg antrat, war eine logische Folge. Memo an mich: Ohrenstöpsel einpacken.

Ein Zuhörer

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