Sophia im Beatpol Dresden

geschrieben von Gastblogger Rupert

22.10.22, Beatpol Dresden

Mann, war ich noch jung, als ich Ende der 90er Jahre das erste mal dieses wundervolle Album gehört habe. Es war getränkt von ergreifender Melancholie und mitreißender Schwere. An diesem Tag verliebte ich mich in Sophia. Und dieses Gefühl begleitet mich jetzt schon seit etwa 25 Jahren.

Und nun sehe ich Sophia nach einer langen Pause endlich wieder. Das letzte Mal hatten wir uns am gleichen Ort getroffen – im Beatpol in Dresden. Und ich nehme es schon mal vorweg. Unser heutiges Treffen war das intensivste und hat uns für immer zusammengeschweißt.

Ich rede natürlich nicht von einer Frau, sondern vom Künstler Robin Proper-Sheppard und seinen unglaublich überwältigenden 6 Bandmitgliedern. Ich hatte mich auf einen ruhigen und gemütlichen Abend zu Akustikgitarre und begleitender Band eingestellt. Einfach ein bisschen dahinschwelgen. So habe ich es schließlich schon ein paarmal bei Sophia erlebt. Aber diesmal sollte alles anders ein. Ich war elektrisiert. Und das lies in der Dramaturgie des Sets nicht nach, sondern wurde immer heftiger.

Sophia spielten einen extrem gut abgepassten Mix aus neuen und alten Liedern. Robin, der Sänger, spielte auch keine Akustikgitarre. Die halbakustische Epiphone sorgte für viel mehr Biss. Der spätere Wechsel zur „gender neutralen“ pinken Telecaster verstärkte diesen. Aber das war noch lange nicht alles: Die Band hatte die Songs so gestaltet, dass manche ruhigen Akustiksongs zu Hymnen anwuchsen, die durch insgesamt bis zu 4 Gitarren, Saxophon, Violine, Piano, Synthies und natürlich Bass und Schlagzeug getragen wurden. Der Chor aus bis zu 6 Stimmen war dann noch der i-Punkt des Ganzen. Ich war permanent überwältigt und hin- und hergerissen. Es gab Passagen, die klangen sehr vertraut nach Sophia. Die ruhigen und schweren Melodien der Gitarre wurden mit der sehnsüchtigen Stimme verwoben. Die Instrumentierung der Band wirkte wie ein Schutzwall um diesen zerbrechlichen Kern. Ich wurde in diesem Gefühl perfekt abgeholt.

Und den vielen Gästen schien es genauso zu gehen. Ihre Gesichter wirkten gebannt. Aber nach der Ruhe folgt für gewöhnlich der Sturm. Und in diesen Momenten habe ich Deja-Vú´s erlebt. Diese Ausbrüche erinnerten mich an die anderen Musikprojekte von Proper-Sheppard: The God Machine und The May Queens. Beide waren deutlich härter. Und diese Wucht durfte ich nun auch heute beim Sophia-Konzert spüren. Immer wenn ich dachte, die Intensität ist auf dem Höhepunkt wurde noch eine Rakete gezündet. Ich bin fast durchgedreht vor Freude. Die Gäste haben während des Konzertes vor Überwältigung gequiekt, gejubelt und geschrien.

Sophia mussten noch zweimal auf die Bühne kommen und Zugaben spielen, um die Euphorie der Zuschauer:innen zu bändigen. Und auch hier konnten sie die Spannung weiterhin steigern. Mir hat es fast das Herz aus der Brust gerissen. Dieser Abend wird mir noch lang in Erinnerung bleiben. Nicht zuletzt, weil der Sound fantastisch war und der Licht-Designer die Stimmung perfekt unterstrichen hat. Nur zum Fotografieren war es ein bisschen dunkel.

Danke, dass ich diesen Abend erleben durfte.

Rupert

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