Immergut Festival – Schönster 3-Tage-Traum

IMMERGUT FESTIVAL – 30.05. – 02.06.2019, Neustrelitz –

geschrieben von Torsten Arndt

Wenn der Kopf noch voller Eindrücke vom letzten Wochenende ist, Gedanken noch etwas losgelöst voneinander schweben und das irdische Leben so langsam anfängt nach einem zu greifen, ist Post-Festival-Blues angesagt. Aber vielleicht hilft mir ja dieser kleine Bericht, alle Gedanken etwas in Reihenfolge zu bringen. Mal sehen wo es mich gedanklich hintreibt.

Indie-Festival Immergut

Es wird gefeiert! 20 Jahre Immergut Festival und der Zweikanal darf dabei sein. Drei Tage pickepacke voll mit grandioser Musik, ausufernden Partys, tollen Menschen und einer Menge Bier! Dabei möchte ich mal gar nicht so sehr auf die einzelnen Musik-Acts eingehen (dafür gibt es unsere Social-Media-Kanäle, macht euch selber ein Bild), sondern euch vielmehr an meinen Gedanken während des Festes teilhaben lassen und was es für mich ausmacht, ein Festival zu erleben.
Es fängt schon damit an, das Roosevelt – Headliner des Freitags auf der Waldbühne – im Radio bei FluxFm äthert, es mir kalt den Rücken runterläuft, ich lächeln muss und meine Augen freudestrahlend verwässern. Und dabei ist das Festival noch nicht mal losgegangen.

Aber so ist es nun mal. Das und noch viel mehr erwartet mich an drei Tagen in Neustrelitz! Nach Stunden der Vorbereitung – Essen, Zahnbürste, Schlafsack einpacken – und einer entspannten Anfahrt, empfängt mich Zeltplatz „Altstrelitz“ etwas stürmisch, aber sonnig. Semiprofessioneller Zeltaufbau ist mein Vorspiel hin zum ersten eiskalten Bier-Sex des Festivals. Und davon sollte es noch einigen geben. Ich werde nachfolgend berichten. BT-Box raus und Immergut-Playlist rein. Sitzen und kurz die Gedanken sammeln. Was erwartet mich an Tag Eins? International Music, Karies, Kala Brisella, Leoniden, Tobias Bamborschke und Frittenbude. Und ich denke: ‚Wahnsinn, unfassbar, Weltklasse‘ während mir das zweite Bier die Kehle hinab läuft. Alles eingerahmte Helden in meiner Musikbox des Lebens. Und das sollten nicht die Einzigen sein, aber dazu später mehr. Soviel sei verraten, Überraschungen waren auch dabei!

Treffend singen International Music: „Dieser Ort ist eine Kneipe, ist eine Bar, Bar, Bar, Bar“ und das Immergut Festival in der Sparte – Musik – übernimmt. Aber auch in diesem Jahr schaffe ich es nicht, alle Acts abzugrasen, weil irgendwas mit Entspannung, genießen, chillen, quatschen und dem Treiben zuschauen, muss ja auch irgendwie sein. Festival-Welt ich liebe dich! Du sprudelnder, emsiger, schwungvoller und friedlicher Mikro-Kosmos hast mein Herz und meine Seele lange erobert. Alle negativen Gedanken vergangener Tage lösen sich für diese Zeit in Luft auf, wie die Armee der Toten nach beglichener Schuld.

Die Wände hoch

Die Wände ohne Barriere zum Publikum und am Ende mit Mini Chor. Toll, überraschend, etwas kantig, aber nicht minder kraftvoll auf der Zeltbühne. Diese ist in diesem Jahr etwas kleiner, oder? Mir kam es zumindest so vor. Für mich ein schweißtreibender Ort und jedesmal, wenn es dann hinaus ging zur Waldbühne oder in den Birkenhain atme ich auf, trockne ab, fasse Bier und fokussiere mich wieder auf…in dem Fall Alli Neumann!!!!

Alli Alli Alli und ich bin ganz hin und weg, ob des Wirbelwindes auf der Waldbühne. Alli Neumann möchte ich einfach nur einfangen und ganz fest an mich drücken. Ein tolles Weibchen! In ihrem grün-weißen Anzug singt sie über Merlot, Macht und Muse, kontrolliert nach belieben das Publikum vor der Bühne. Charmiert mit ihrem koketten Understatement und entfacht fast im Vorbeigehen ihre Scharr voller Fans. Ich würde sagen: Ich bin im Festival angekommen!
Zur kratzig schmutzigen Stimme kommt ein fetter Beat – wie schon im Neo Magazin Royal – welcher den Auftritt von Alli Neumann zur ersten Party des Festivals werden lässt. Alli Neumann erwische ich in jedem Fall nochmal! Versprochen!

Siebenmeilen Stiefel

Und ja ja ja Kala Brisella und Karies als Punk-Rock Vertreter schieben sich an, im Minikino des Punk-Olymps Platz zu nehmen. Objektiv betrachtet, die Bühnenshow Beider hat nochmal einen gewaltigen Sprung nach vorn gemacht. Unglaublich! Und ich verschwinde dann mal im Moshpit, um nie mehr aufzutauchen. Endlich krank sein!

Kommen wir zu den Heizern der Partylok – gemeint sind die Leoniden – sie steamen in gewohnter Art und Weise voran, genauso wie Bamborschkes Isolation Berlin. Beide lass ich hier aber mal etwas links liegen, dazu gibt es beim Zweikanal schon eine Menge zu lesen.
Aber Frittenbude – im Fachjargon Freighdnbuudie (engl.) – zerfetzt dann auch gleich mal meine Pumpe! Und das Mindestens seit 1000 Jahren! Die Elektropunker sind auf Dauer vielleicht etwas halb geil, schmeißen aber mit Highflighern wie die genannten 1000 Jahre, Süchtig und die Dunkelheit darf niemals siegen alles rein. Wackelalarm, Tanzen, Bier rinn in Kopp. Das Übliche eben, damit man sich entspannt und semialkoholisiert in die Schlussakkorde des ersten Abends fallen lassen kann.

Gewalt im Zelt tut weh…so oder so! Kommt, der musste sein. 😉 Ich entscheide mich aber eher für Pfeffi trinken, quatschen und ausgelassen tanzen mit und in der Hamburger Schule. Festivalbekanntschaften gehören irgendwie immer dazu! Und der erste Festivalabend endet in der Morgenröte. War ja sowas von vorhersehbar. Aber so muss es sein, sage ich mir insgeheim.


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