Bonobo visit Leipzig – Downtempo Nights im Haus Auensee

BONOBO – 07.11.2017, Haus Auensee, Leipzig

geschrieben von Susann Jenkner am 16.11.2017

Es war der 07.11.2017. Gegen 18 Uhr machte sie sich in dem alten Audi auf den Weg von Dresden nach Leipzig. Sie war frisch verknallt – der „Neue“ entsprach gar nicht ihrem Typ. Aber es war ein wildes Jahr und schon zum wiederholten Male erwischte sie sich dabei, wie sie auch nach ganz anderen Mustern Ausschau hielt. Herzklopfen an, mal sehen, was der Abend bringt …

Epilog mit den Grandbrothers

Zunächst die Frage, wieviel Raum man bei einem Konzert-Review eigentlich der Vorband widmen darf – 20 % ungefähr? Gibt es da Regeln? Oder lässt man das ganz? In diesem Fall würde ich mich über gängige Regeln hinwegsetzen wollen, denn die Grandbrothers waren und sind eine Erwähnung wert. Ich hatte keine Ahnung, wieviel Musik wirklich in einem Flügel steckt. Erol Sarp sitzt am Flügel und virtuosiert sich über die Tasten, während Lukas Vogel mit einem selbst geschriebenen Programm am Laptop hantiert, um einer ebenfalls selbstgebauten Maschinerie aus Gurten und Hämmerchen, die am Flügel befestigt sind, elektronische Klänge zu entlocken. Kaum war ich schneller in fremde Welten abgetaucht als mit diesen beiden, die ganz ohne Text ganze Geschichten erzählen. Wunderbare Neuentdeckung!

Höhepunkt dank Bonobo

Fast schon ein bisschen Clickbait, die Überschrift, oder? Aber bleiben wir unverblümt: Ein bisschen so angefühlt hat es sich schon. Genau 6 Alben hat es gedauert, bis auch ich endlich auf das Offensichtliche bestoßen bin: Perfektionismus in der Musik ist einer, der überzeugt. Simon Green perfektioniert. Jeder einzelne Song des neuen Albums entspannt. Ich liebe die Stellen in der Musik, in der alles auf den Höhepunkt abzielt und sich jede Faser nach der Auflösung dieser Spannung sehnt. Und dann kommt der Beat, die Melodie, der Körper zuckt – wir kennen das. Gibt es eine schönere Metapher? Bonobo lässt synthetische Klangwolken aufsteigen, auf die man sich beherzt setzt und mitfliegt.

Besonders interessant war die Sängerin inmitten aller synthetischer Klänge, die wie eine überirdisch schöne Kleopatra über die Bühne schwebte. Phantastische Stimme und trotzdem seltsamer Effekt: Durch ihre Präsenz wurde es wieder mehr zu einem Konzert statt einem Happening – irgendwie fühlte es sich in diesen Momenten einfach irdischer an. Bisschen erden tut aber immer gut, schließlich kracht man nach jedem Konzerterlebnis sowieso auf den Boden der Tatsachen (wir nennen es Alltag) und dann schmerzt der Aufprall nur halb so viel.

Auch schön waren die anderen Livemusiker auf der Bühne. Posaunisten und Trompeter, Schlagzeuger und Bassisten – irgendwie erwartet man das nicht, aber ist es da und alles fügt sich ganz wunderbar zusammen.

Nachwort über Downtempo

Downtempo musste ich erstmal googeln, was sicherlich daran liegt, dass ich die Einschublatierung sowieso immer schwierig finde, obwohl derlei Zuordnung natürlich von großer Nützlichkeit ist. Inzwischen belehrte mich Dr. Google, es sei etwas „chilliges“ und auch ein bisschen „Funk“ und natürlich „Elektro“, weil, ist ja logisch. Ich muss zugeben, dass ich vermutlich noch nie so eine entspannte Konzertbesuchermasse gesehen habe. Für mich als Indie-Girl ist es eine noch neue Welt, die ich gern entdecke, denn jede Art musikalischen Neurauschs ist mir recht. Mit den Grandbrothers und Bonobo habe ich einen guten Start in die Welt der Elektro-Liveperformances haben dürfen. Cheers auf weitere Abenteuer!

Es ist der 08.11.2017. Der Tag ist noch jung, er hat gerade begonnen. Die Autobahn streckt sich endlos und der alte Audi fährt in den schwarzen Schlund der Nacht. So klingt also ein Saitensprung …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*