Manchester Orchestra – Post-Rock in dreister Perfektion – Ein Konzert-Review

MANCHESTER ORCHESTRA – 03.11.2017, Frannz Club, Berlin –

geschrieben am 06.11.2017 von Torsten Arndt

Es war toll, es war bombastisch, irgendwie anders, teilweise völlig überraschend und sehr abwechslungsreich. Ein Post-Rock Konzert was sich gewaschen hatte.

Ich spreche vom Konzert der aus Atlanta stammenden Musiker von Manchester Orchestra. Die Musik der Mannen um Andy Hull habe ich erst kürzlich nach VÖ ihrer neuen Scheibe „A Black mile to the Surface“ kennengelernt. Ein herausragendes Stück Musik, mal mit vorwärts treibenden Gitarren, dann wieder reduziert auf die Stimme Hulls, hin und wieder verdächtig zurückhaltend und doch immer irgendwie ausgefüllt. Eine sehr ausgewogene Post-Rock Platte, möchte ich meinen.

Roberto und Herzmukke

Das Quintett machte am Freitag Abend im Berliner Frannz Club Station. Ein facettenreicher Club inmitten der Kulturbrauerei im Stadtteil Prenzlauer Berg und dieser barg so einige Überraschungen für mich.
Zum einen war da der urtypische Berliner Barkeeper Robert(o), der mich Sachsen in lockerer und leichter Manier immer wieder auf die Schippe nahm und gegen welche meine Antworten – verpackt im schrulligen Dresdner Charme – regelmäßig im Nichts versandeten und zum anderen durfte ich nach dem Konzert ein Teil des Berliner Musikblogs Herzmukke kennenlernen. Das war klasse, danke nochmal für diesen perfekten Konzertabschluss und die Einblicke in eure tolle Arbeit! Das nächste Bier geht auf mich!

Andy Hulls Stimme

Wenn ich von Manchester Orchestra spreche, ist es zu allererst einmal nötig, auf diese wirklich ganz feine und unverwechselbare Stimme von Andy Hull einzugehen. Als Kontrast zu den teilweise voluminösen und pulsierenden Gitarren ist diese sehnsuchtsvolle Stimme wie eine blumenbedeckte Wiese auf einer Lichtung in einem alten verwachsenen Wald. Leicht zittrig und unsicher, fast ängstlich und doch sehr sehr eindringlich und unnachahmlich. Hört euch dazu mal The Gold an:

Ist das neue Album A Black Mile to the Surface sehr ausgeglichen, bisweilen liebevoll poppig und durchgeplant, war das Konzert in diesen kurzen 75 Minuten alles andere als das. Ich dachte in einigen Momenten der ganze Frannz Club fliegt auseinander! Bass, Gitarren und Drums gingen mitunter so steil nach vorn, dass es eine wahre Freude für alle Fans von hartem und lautem Post-Rock sein musste. The Grocery ist da ein gutes Beispiel. Und dabei hatten sie meinen Hit Lead, SD gar nicht gespielt. Und über allem thronte die allgegenwärtige Sirene Hulls.

Ein atemberaubendes Konzert! Und in der Kürze der Zeit gab es auch kaum eine Verschnaufpause. Seit langem mal wieder ein knallhartes Gitarren Brett. Das hat mir so sehr viel Spaß gemacht mit den Songs mitzugehen, auch wenn bei den Liedern der früheren Alben ein etwas anderer Flow zum Vorschein kam. Diese kamen viel amerikanischer und trockener in den Saal, mit weit weniger Pathos und Inbrunst. Aber das schmälerte dieses Konzerterlebnis nicht im Geringsten.
Und ich behaupte hier einfach mal, der Sound des Quintetts gehört in einen größeren Saal, mit deutlich mehr Entfaltungsmöglichkeiten.

Das Manchester Orchestra aus Atlanta mein unumstößlicher Konzert-Tipp für alle Post-Rocker mit Hang zu liebevollen Gesangsmelodien ist, könnt ihr nun sicher nachvollziehen.

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