Lieber Gisbert zu Knyphausen,

wir haben uns leider noch nicht kennenlernen dürfen und wenn ich Deine Songs vom neuen Album höre, ärgere ich mich, dass es bis heute gedauert hat und Du erst jetzt in meinen kleinen Kosmos eingeströmt bist.
Klar hab ich Dich vorab schon gehört, mal allein, mal mit Olli oder Judith und und und. Aber ich habe Dich nie in meine Gedanken eindringen lassen. Hab mich nie mit Dir beschäftigt. Das möchte ich nun nachholen und für die verlorenen Jahre um Verzeihung bitten!

Dein neues Album Das Licht dieser Welt läuft hier seit ein paar Minuten und nebenbei bemerkt, es hat sich noch nicht zu Ende gedreht. Meine Kinder schlafen noch und es sind die klaren Morgenstunden, mit einer noch unverfälschten Sicht auf die Dinge im Leben, ohne den Einfluss und das Rauschen der Elemente eines Tages in einer Großstadt, welche die Worte manchmal sprudeln lassen.

Dich zu lieben ist einfach herzt es hier gerade. Und die Bilder, welche Du darin verwendest, treffen mein Herz unvorbereitet, zitieren mich mitten ins Leben hinein, zu meiner Liebe. Es ist genauso wie Du es beschreibst: „Meine Türen stehen dir offen, meine Fenster auch.“ oder „Ich hab ein Bild vor Augen, ich seh dich von Weitem mit deiner Tochter an der Hand…. und ihr lächelt so schön.“
Ich könnte ganz viel Zeilen aus Deinen Liedern entnehmen, denn sie sprechen auch meine Sprache.
Verse über die ganz normale Melancholie, welche einen am Boden hält oder über die unaufhaltsame Walze aus Sehnsucht und Träumen nach dem Verlust eines lieben Menschen. Ich fühle mich von Dir an die Hand genommen. Ist nicht auch geteilte Traurigkeit, halbe Traurigkeit? So will ich es für den Moment mit Dir halten. Das sollte es in manchen Momenten leichter machen. Ich werde es sehen.

Sicherlich werden noch einige Tage und Woche vergehen, in denen ich Deine Lieder weiter entdecke. Wahres und Ehrliches bejahe und Versäumtes verwünsche. Nicht Geschafftes erneut anpacke oder Verlorenes loslasse. Ja ich glaube, so will ich es halten.

Einen kleinen Schwenk möchte ich zum Schluss noch zu Bettina Rust machen. Denn in Ihren zwei Stunden, in ihrer Hörbar habe ich Dich kennengelernt. Ich war beeindruckt von Deiner Ehrlichkeit, Deiner Traurigkeit und Melancholie. Und doch schien während des Gesprächs irgendwie die Sonne. Es fühlte sich zumindest für mich so an, als wärst du – trotz einiger Rückschläge – im Leben fundamentiert, hast Dich an der tiefsten Stelle wieder auf Deine Beine gestellt und bist losgelaufen.

Der letzte Song Carla Bruno läuft. Das erste Mal durch mit Das Licht dieser Welt. Es ist ein fantastisches Album! Offenherzig, nachdenklich und augenzwinkernd. Danke für diese wundervollen Zeilen und diese wahrhaften Bilder in Deinen Songs. Sie gleichen ganz oft meinen.

Bis dahin
Torsten