ALINAE LUMR – 25. – 27.08.2017, Storkow, Brandenburg –
KLEZ.E – Es ist nach wie vor Liebe
So wie das Konzert von Klez.e damals MEIN Konzert war, gab ich es an diesem Abend gedanklich für alle frei. War es damals Sinnbild eines Abschieds, fast zerstörerisch, düster und depressiv, war es auf dem Alinae Lumre am Samstag Abend symbolisch ein donnernder Applaus in Richtung blauer Himmel, dem frischen Wind und dem Aufbruch nach einem wolkenverhangenen Gewitter.
Natürlich infiltrierte auch bei diesem Konzert die Hommage an The Cure den gesamten Storkower Markt. Und auch heuer hämmerten die Bässe förmlich den Kit aus den Fugen der umliegenden Gebäude. Recht so. Das war fantastisch, das war einfach nur grandios. Mein Highlight an diesem Freitag! Ein herausragender Auftritt der Siebertschen Clique mit ihren emotionalen und politischen Texten. Insgeheim wünschte ich mir, sie würden noch lauter ihre politische Faust in den Sturm recken.
Kopfhörer auf. Klez.e in den Player. Skippen auf Mauern. Play! Das ist meine Hörempfehlung an euch. Und zwischendurch von mir ein dickes DANKE an die Organisatoren des Alinae Lumr!
THE NOTWIST – Indie-Pop in fast perfekter Form
Auf zum Schloss. The Notwist waren dafür zuständig, den ersten Tag als Headliner zu beschließen und natürlich war der Platz vor der Bühne zu diesem Zeitpunkt brechend voll. Kein Vergleich mehr zum Nachmittag, als Ten Fé das Festival eröffneten.
Und es sollte musikalisch an nichts fehlen, es waren alle Hits dabei, von Consequence, über Pick up the Phone bis hin zu Kong. All diese Straßenfeger, welche die Fans mit voller Inbrunst mitsangen und tänzerisch auf obersten Niveau das Schwedenpflaster plan schliffen, waren dabei. Ja und doch muss ich hier mal etwas granteln. In der Mitte des Konzertes sackte das kompromisslose Beackern der Songs seitens der Band etwas durch. Vielleicht kam es nur mir so vor, aber der Flow hatte etwas Schieflage. Es war auch nur ein paar Songs oder eher Passagen lang, eher die Weilheimer Combo wieder Fahrt aufnahm und uns den Rest gab.
Alles in allem trotzdem ein sehr guter Abschluss der Konzerte am ersten Tag. Das hatte gefetzt, das machte Lust auf mehr und wir beschlossen den Abend noch etwas im „Festsaal“ des Schlosses abzutanzen. „Etwas“ ist gut formuliert, wir warfen eigentlich alles rein, was wir noch drin hatten.
An die Folgen am nächsten Tag dachten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
ALINAE LUMR – Tag 2 – Der verkaterte Morgen
Endloses Zappeln auf dem adligen Dancefloor und einige gnadenlose Quartiermeister am Vorabend bescherten dem einen oder anderen unseres Viergestirns am nächsten Morgen den hinlänglich bekannten Sombrero (Kopfschmerzen). Aber unsere Donnerkuppel bot genau für diesen Zweck ausreichend Platz, damit sich ein jeder ungestört seiner Kopfschmerzen hingeben konnte. Nur der Capitano, der war fit, der hatte zu morgendlicher Stunde schon entspannt drei Kaffees ins System einspeisen können. Daran war bei mir allerdings in keinster Weise zu denken. Und als dann unser Adoptivsohn mit vier tschechischen Konterbieren in aller Frühe (11 Uhr) die Donnerkuppel enterte, zog ich mich „wimmernd“ in meine Palasthälfte zurück. Naja das gehört eben auch dazu.
Aber gegen, na sagen wir 15 Uhr, versuchte ich die volle Konzentration wieder auf das Wesentliche auszurichten. Die Musik. Das Mühlenfließ bat zum ersten musikalischen Stelldichein. Und was das für eins war! Aktuell bin ich immer noch wahnsinnig geflasht vom Sound von Great Atlantic.
GREAT ATLANTIC – Die Überraschung des Alinae Lumr
Ein kleiner Eindruck vom Festival #AlinaeLumr in Storkow. Gestern und heute gabs schon @deerhoof @OUM__SHATT @thenotwist @dearreadermusic pic.twitter.com/k8476Oh6yl
— Zweikanal (@zweikanaldd) August 26, 2017
Am Mühlenfließ angekommen, sahen wir das der Drummer der drei Berliner von Great Atlantic geschätzt 10 m von der Bühne und seinem Bandkollegen entfernt saß. Das war für mich neu. Das war spannend. Einen „outgesourcten“ Drummer hatte ich bisweilen noch nie erlebt. Und was dann kam, kann mal Legende werden. Ich nehme es vorweg, Great Atlantic waren für mich die Entdeckung schlechthin an diesen drei Tagen. Indie-Rock in harmonischer, wuchtiger Form mit einer Stimme, welche selbst die Maccabees in Staunen versetzt hätte. Ordentlich Vibrato wellte durchs Mückenfließ. Empfehlen möchte ich euch Lightning und gleich danach Hardly.
Was für ein herrlicher Start in den zweiten Festivaltag. Wer folgte? Dear Reader folgte! Mein Herz hüpfte und ich war gleich ein wenig aufgeregt.
DEAR READER – Ich möchte sie einfach nur umarmen!
Und die Storkower Kirche kam für uns als weitere „Stage“ zum ersten Einsatz. Seit der Veröffentlichung ihres neuen Albums Day Fever war ich gespannt auf die Südafrikanerin mit aktuellem Lebensmittelpunkt in Berlin. Grazil, zerbrechlich und unheimlich liebevoll kommt Cherilyn McPhail in den Songs ihres neuen Longplayers rüber. Und was ich dann in der Kirche zu Storkow musikalisch erleben durfte, war einfach herzallerliebst. Reduziert arrangierte Songs, stimmgewaltig in ihrer Ausprägung und scheinbar oft vor Sehnsucht triefend präsentierte sie ihre Lieder im pastoralem Ambiente. Auch wenn ich hier und da vor Genuss und auch vor Müdigkeit mal ein Auge mit Schatten versorgte, begeisterte mich dieser Auftritt. Ich wäre am liebsten manchmal nach einem ihrer Songs vorgegangen, um sie einfach in den Arm zu nehmen. Musikalischen Nachschlag dazu gibt es bald im Beatpol. Und ich freu mich schon wahnsinnig drauf.
Das war geVÖNungsbedüftig
Das parallel stattfindende Konzert von den Children musste ich für Frau McPhail abgeben. Ich hoffe, dass ich das irgendwann nochmal nachholen kann. Was ich auf jeden Fall bald nachholen werde, ist das Konzert von Martin Kohlstedt. Im Herbst wird er im Beatpol Station machen. Denn dieses ließen wir zugunsten des Abendbrots ebenfalls sausen. Entspannt schlürften wir vom Mühlenfließ über den Markt zur Burg hinauf. Und um dem Körper mal etwas gesundes außer Bier und Pommes zukommen zu lassen, ließen wir uns alle zu einem Vöner hinreißen. Kurz erklärt: ein veganer Döner. Geschmacklich etwas gewöhnungsbedürftig, denn der Seitan als Fleischersatz schmeckte nach nichts. Das nächste mal gibt es wieder Fleisch vom Spieß. Basta!
LOWLY – Indie-Pop electronisch serviert
Lowly waren der erste Act auf der Burg. Gediegener Indie-Pop mit ganz vielen elektronischen Anteilen. Das hat schon sehr viel Spaß gemacht und da Dänen ja bekanntlich nie lügen, keine große Glaubensleistung meinerseits, denn wenn sich Keyboard Flächen mit Gitarren Klängen vermischen, bin ich voll dabei. Etwas Filmmusik schwang da auch mit. Ich glaube, Lowly muss ich mir nochmal in aller Ruhe anhören, da war viel dabei, was ich beim ersten Hinhören überhört hatte. Erneut eine sehr gute Wahl des Festivalteams.
Und es schloss sich mein heimlicher Hauptact des Samstags an. Oum Shatt auf der Marktbühne! Vom „Ich hätte gern noch etwas mehr Bass auf…“ Chris Imler`s Monitor, berichte ich euch in Teil 3.
Bleibt gespannt!
Euer Torsten