SOUND OF BRONKOW – 2. – 4. September 2016, Societaetstheater, Dresden –
Am letzten Tag des Sound of Bronkows sollte das ganze Festival natürlich traditionell, wie in jedem Jahr im Apfelgarten seinen würdigen Abschluss finden, wo sonst Kuchenbuffett, Pau-Pau Eisstand und Grillbereich mit angeschlossener Radeberger Versorgung liebevoll den Rahmen bilden.
Genau die richtigen Zutaten, welche ein entspanntes OpenAir-Feeling ausmachen. Allerdings hatte der gestern Abend noch so gut gelaunte Wettergott wohl ein schaumiges Radeberger zuviel gekippt, weil er sich zum Thema Sonnenschein und gutes Wetter scheinbar etwas unentschlossen mit einem Kater in seiner Wolke hin und her wälzte und die Regenwolken über der inneren Neustadt komplett ignorierte.
Hatten Shotgun Jimmy noch Glück, ohne Regen ihre Vorstellungen spielen zu können, erwischte ein starker Regenguss den bereits beim Gitarre stimmenden The Black Atlantic. Das Publikum, sofern dem Regen ausgeliefert, verschwand in aller Eile in regensichere Bereiche und Mario Cetti verlegte den anstehenden Auftritt von Geert van der Velde aka The Black Atlantic vom Garten in das Foyer des Societaetstheaters Dresden. In wenigen Augenblicken war die gesamte Technik von der Open Air Bühne abgebaut und im Trockenen verstaut. Aber was war nun mit The Black Atlantic? Er war quasi fix und fertig für seinen Auftritt im Garten. Brauchte er überhaupt das ganze Equipment für seinen Auftritt?
The Black Atlantic – Unplugged zwischen Freunden
Es sollte dann ein ganz anderer Auftritt von The Black Antantic werden, an welchen ich noch eine Weile denken musste. Wo er außergewöhnlich wurde, habe ich in dem separaten Blog The Black Atlantic – Familiärer Zufluss zum Sound of Bronkow zusammengefasst. Ich möchte nur soviel verraten, dass für mich dieser Auftritt den familiären Charakter des Festivals am besten widerspiegelt. Eins unserer Highlights des diesjährigen Sound of Bronkow und deshalb wert, ein paar Worte mehr über diesen Künstler zu verlieren.
Alice Merton – kanadische Weltenbummlerin in Dresden
Für den Review zu dieser Künstlerin räume ich das Feld für mein liebe Chérie, sie hat sich nach The Black Atlantic gleich in den großen Saal aufgemacht. Belauscht sie einfach bei der Wiedergabe ihrer Eindrücke.
Chérie: Ja, ab und an kommt der Moment, wo man guten Freunden und dem wohl schmeckenden und gar nicht mehr schaumigen Radeberger kurz den Rücken zuwenden muss. Und so machte ich mich zu Alice Merton auf, die mich im Saal mit feinstem Singer-Songwriter-Sound zum Träumen brachte.
Stimmgewaltig und andächtig geht's mit @AliceMerton im Saal des #Societätstheater #Dresden weiter! pic.twitter.com/0OWjavK0JB
— Zweikanal (@zweikanaldd) September 4, 2016
Direkt vor der Bühne, konnte ich jeden Ton und jede Regung der Künstlerin in mir aufnehmen und für mich genießen. Sie überraschte mich mit ihrer unbekümmerten Jugendlichkeit. Nicht nur sie, auch ihre Bandmitglieder waren blutjung. Mit wem hatte ich es hier eigentlich zu tun? So viele Fragen stellten sich mir und die Antworten habe ich bis jetzt nicht. Alice und ihre zwei Jungs hatten eine Aura um sich, welche mich fesselte und die von einer Professionalität zeugte, die jeder jugendlichen Leichtigkeit widersprach. Fast melancholisch, vom Leben berührt, führte sie mit ihren souligen und poppigen Rhythmen durch den SoB-Nachmittag. Dabei gaben sich langsame und schnelle Stücke immer wieder die Klinke in die Hand. Mit meinem kleinen Halben im Arm ein sehr runder Auftritt, auch wenn der ganz Große an meiner Seite fehlte.
John Blek und die Ratten im Country-Fell
Ich mochte es kaum glauben, als ich zum Ende der Vorstellung der Iren von John Blek And The Rats meine beiden Kiddis zusammen in einem der Foyer-Sessel sitzen sah. Ihr Füße wippten im Rhythmus der Musik. Hatten sie uns doch ziemlich oft mitgeteilt, dass die Musik viel zu laut und obendrein noch langweilig ist. Umso amüsierter waren wir, dass die Formation der aus Cork stammenden Iren es schaffte, meine beiden Halben in den Bann ihrer Musik hineinzuziehen. Okay, der Bann war nicht sehr groß, aber immerhin. Doch von vorn.
Das SoB war bereits am Ende der Zielgerade angekommen. Nach einem überraschendem Freitags-Auftakt und dem energiegeladenen Samstags-Stelldichein waren John Blek and the Rats die vorletzten Künstler des SoB und sind musikalisch ganz klar im Folk und Country Bereich verhaftet. Ich möchte nun nicht mehr groß und breit das Deckblatt des Festivals erwähnen, aber auch sie zahlten genau auf dieses Konto ein. Americana und Country waren die tragenden Stile bei der sehr beschwingten und mitreißenden Vorstellung. Ein holländischer Blaudzun mischte sich hier und da einmal dazwischen, doch das war sicher unbeabsichtigt, brachte aber für mich etwas Abwechslung hinein. Im Endeffekt haute mich das musikalische Arrangement der Iren nicht aus den Latschen, muss es ja auch nicht immer, ein entspanntes Wippen meinerseits und meiner Kinder war ihnen allerdings sicher.
Ein Fazit
Für uns war es nun leider die letzte Vorstellung des Festivals. Familiäre Verpflichtungen drängten sich ohne Rücksicht wieder in den Vordergrund und wir konnten somit den Headliner am Sonntag Junius Meyvant nicht mehr erleben. Das war natürlich ein kleiner Wermutstropfen, lieben wir doch sein „Gold Laces“ über alles, aber es war nicht zu ändern. Zusammenfassend muss ich sagen, was wir an diesen drei Tagen geboten bekommen haben, war schlichtweg der Hammer. Wo kann man das in der musikalischen Reinheit schon so erleben! Der letzte, sich durch das ganze Festival ziehende rote Faden war die gesanglich herausragende Qualität aller Künstler, welche wir in familiärem Ambiente genießen durften. Davor muss man einfach den Hut ziehen! Ich würde uns einfach, und da spreche ich sicher auch im Namen meiner Chérie, als durchgängig begeistert betiteln. Viele kleine und auf den ersten Blick unbedeutende Anekdoten werden wir konservieren und mit uns nehmen und in Abständen immer mal wieder hervor holen. Vielen Dank an das Organisationsteam des Hauses K&F, es war Beachtliches, was ihr scheinbar mühelos auf die Beine gestellt habt. Ach und im nächsten Jahr kommen wir wieder!
Chérie: Mir ist es unbedingt noch ein Dringliches, hier an dieser letzten Stelle alle Künstler kurz zu benennen, die wir leider verpasst haben. Und da waren sicher einige weitere Highlights dabei, die wir einfach an einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit entdecken werden, so viel sei sicher.
Also, sagen wir bis bald: Tendre Biche, St. Pauls Within The Walls, Paul Armfield, Chapter 5, Gemma Ray, Fai Baba, Heimer, Jenny Berkel und Június Meyvant.
Allen anderen sei abschließend noch einmal gesagt – macht es wie wir, streicht euch im Kalender des Jahres 2017, die Tage vom 01.09. – 03.09.2017 tief rot im Kalender an. Es lohnt sich!
Eure Zweikanäler