Sivert Høyem – Norweger ohne Schwert, aber mit Gitarre

Sivert Høyem – 10.03.2016, Beatpol, Dresden –

Dieser Norweger aktiviert die Massen. Das kann man mit Fug und Recht behaupten, denn der Beatpol war an jenem Donnerstag wieder einmal ausverkauft. Sivert Høyem und seine Band füllen, laut seiner Tourplanung, die meisten Hallen auf seiner ‚Lioness‘ Tour 2016 komplett aus.

Einschlägigen Medien zufolge steht Sivert Høyem seit mehr als 20 Jahren auf den Konzertbühnen dieser Welt, anfangs mit seiner Band Madrugada, zu deutsch ‚Morgengrauen‘ und seit der Auflösung selbiger, solo. Aber das sind Informationen, welche ich hier nicht weiter aufzählen möchte. Diese könnt ihr mit zwei Clicks und etwas scrollen in den üblichen Portalen zur Informationsgewinnung abrufen.
Das Publikum würde ich an diesem Donnerstag Abend frecherweise durchgängig im mittleren Altersbereich ansiedeln, ohne dabei jemanden auf den Schlips treten zu wollen, der sich mit Blick auf seinen Personalausweis als deutlich jünger erweist. Unverkennbar hat Sivert Høyem seine treuen Fans aus madrugadaer Zeiten mitgenommen und sicherlich mit seiner unwechselbar, maskulinen Stimme zusätzlich neue Freunde hinzugewonnen.

 

Energiegeladen ging die 5-köpfige Wikinger Besatzung auf See, heute mittels der Planken der Beatpol Bühne und nahmen mit den ersten Noten die Fanschar auf ihrer Reise mit. Nun war ich an diesem Abend eher unter der Rubrik ‚Interessierter Segler‘ zu finden. An den Reisen von Madrugada oder Sivert Høyem hatte ich bis zu diesem Abend nicht teilgenommen. Aber ich inhalierte diese geschmackvoll destillierte, musikalische Darbietung, ohne Schnörkel oder Schleifchen, im Wohnzimmer des alternativen Geschmacks. Mit Absicht ließ ich die Songs, ohne sie vorab gehört zu haben, auf mich wirken. Hörte ich da einen Dave Gahan, hörte ich dort einen Nick Cave. Aber beide waren nur in meinem Kopf sicht- und hörbar. Die Erinnerungen spielten mir ein ums andere mal freche Streiche. Aber ich ließ sie gewähren, war ich doch ohne vorheriges Briefing in dieses Konzert gegangen.

Lastenschwere Gitarrenriffs und federleichte akustische Akkorde gaben mit einem vertrauten Lächeln schwerelos den Staffelstab weiter. Diese Übergaben haben es mir leicht gemacht, mein kritisches Ich im Zaum zu halten. Hob es doch in Bezug auf diese Gahan/Cave Verwicklung immer mal den Zeigefinger. Es hat Spaß gemacht, mich mit diesem Sound, dieser Abwechslung und dieser Überraschung zu vereinen. Ich kannte weder neue noch alte SH-Songs und erst recht nicht Lieder aus madrugadaer Zeiten, ich glaube, er hatte es ab und an zwischen seinen Songs erwähnt, was als nächstes kommt und die Masse quittierte es altersgerecht und gebührend. Nur ich war jungfräulich, wie ein Baby unbeleckt und stellte fest, dass mir diese Unkenntnis lange nicht mehr widerfahren ist. Aber ich hielt meinen Widerstand so gering wie möglich und genoß Sivert Høyem in seinen einzelnen teils fesselnden, teils entblößenden Phasen an diesem Abend auf unserer Beatpol-Bühne.

Mich würde sehr interessieren, welcher Song auf dem Konzert eingefleischte Fans von Sivert Høyem am meisten überrascht hat. Gab es zum Konzert Hits, welche durch ihre aussergewöhnliche Interpretation bestachen? Gibt es da draußen jemanden, der mir dazu einfach mal einen Tipp geben und diesen idealerweise kurz beschreiben könnte? Ich weiß aus eigenem Erleben, dass es bei langjährigen Bands, mit viel Live Erfahrung, über die Jahre und Liveshows hinweg, sehr häufig wenig Überraschendes gibt. Und gerade bei so einem Act wie Sivert Høyem könnte ich mir vorstellen, dass es aufgrund bereit erwähnter Abwechslung (Drive/Clean) solche Songs gab. Also, HELP ME!

Mich hat der Sound von Sivert Høyem wirklich positiv überrascht, aber diese bereits erwähnte Stimmen-Assoziation kann ich einfach nicht ablegen. Was mach ich da nur? Ich weiß es nicht, dieser Gahan/Cave-Stein ist einfach vor meine Wohlfühlhöhle gepurzelt. Und alleine bekomme ich ihn da schlecht weg.

Ein Schwertträger

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