GLORIA – 13.11.2015, Werk 2, Leipzig –
Wieder einmal eine neue Band in einer neuen Location!
Gloria gab sich die Ehre im Werk 2 im Stadtteil Connewitz zu Leipzig. Und falls jemand Gloria noch nicht kennt, das ist die Band der beiden Alphatierchen Klaas Heufer-Umlauf (bekannt aus TV) und Mark Tavassol (Bassist, Wir sind Helden).
Wie die vielversprechende Liaison zustande gekommen ist, könnt ihr im Netz nachlesen. Wie üblich möchte ich hier nur auf das Konzert eingehen und auf die dabei entstandenen Eindrücke, denn davon sollte es wieder einmal einige geben.
(Chérie): Bevor wir auf das Konzert an sich näher eingehen, muss man noch einiges zur Vorgeschiche sagen. Das Konzert war nämlich schon lang ausverkauft und wir natürlich ohne Tickets. Wir ließen dabei nichts unversucht, ich habe sogar Gloria via Twitter und Facebook angeschrieben, leider ohne Erfolg, sogar gänzlich ohne Rückmeldung. Irgendwie auch verständlich, wer weiß wie viele Anfragen die Band jeden Tag über ihre Accounts bekommen. Glück hatte ich beim lokalen Ticket-Dealer „Culton-Tickets“, die sich echt kümmerten und mir noch eins der begehrten Tickets besorgen konnten. Großer Dank an dieser Stelle. Die zweite Karte konnte ich mir dann ganz kurzfristig via Facebook und während der Fahrt nach Leipzig, in einem aufregenden Hin- und Her mit mehreren krank gewordenen Ticketbesitzern, ergattern. Puh, Glück gehabt. Einem netten Konzertabend stand nun nix mehr im Weg. So und jetzt darfst du wieder, Dick.
Zuerst war es für uns unfassbar, dass es im Werk 2 kein 4G oder wenigstens 3G als Empfang für unser geliebtes Handy gab. Für unser live-twittern und -instagramen waren wir somit auf die EGDE Verbindung angewiesen. In manchen Momenten während des Konzertes hatten wir überhaupt keinen Empfang. Das war so, als wenn ich von meinem heiß geliebten Peugeot in einen liegen gebliebenen Wartburg steigen würde und noch 100 km fahren müsste.
Als Vorband gab Ben Galliers, unterstützt von seinem Keyboarder, sein Bestes. Singer – Songwriter Stücke mit Herz, immer etwas ruhig und zurückhaltend, aber trotzdem immer mit hohen Erwartungen an den eigenen Song. Für mich war es allerdings nur bedingt gelungen, was vielleicht daran lag, dass nur zwei der eigentlich vierköpfigen Bandbesetzung spielten und somit fehlende Instrumentalisierung ab und an mit Aufnahmen vom Band komplettiert wurden. Da wollte bei mir nicht so recht Stimmung aufkommen. Ich denke aber, dass ich mir Ben Galliers noch einmal sehen werde, dann aber unbedingt zu viert! Das gemeine Publikum unterhielt er zwischen den Songs mit lustigen Anekdoten, zum Beispiel über sein Engagement als Fussballer bei Dynamo Dresden. Eingefleischte Dynamo-Fans werden sich sicherlich erinnern, an mir ist er jedoch ungesehen vorbei gedribbelt.
Musikalisch erwartete ich einiges von Gloria, begleitete mich doch deren erstes Album bereits den Sommer 2014 lang. Für mich ist dieses Album sehr erfrischend und eingängig in der Melodie, dabei noch roh und leicht uneben im Gesang. Vielleicht ist es genau die Mischung, die es zu einem meiner Highlights im besagten letzten Jahr machte.
Zum neuen Album „Geister“ möchte ich euch erst einmal durch mein musikalische Schlüsselloch schauen lassen. Denn darin findet ihr meine Erwartungen an das Konzert von Gloria. Versetzt mich doch das Album „Geister“ beim Schleife hören immer in eine gewisse Stimmung. Chérie beschrieb ich sie einmal so:
„Ich laufe nachts allein durch die Straßen, die Hektik der Stadt hat nachts gerade Pause. Alles ist voller blinkender Lichter, eine leicht melancholische Stimmung herrscht in mir und ich hab den Kragen meiner Jacke hochgeschlagen, weil der Wind schon kalt ist. Die letzten Gäste verlassen lachend ein Lokal, was an mir vorüber zieht. Pärchen, welche sich liebevoll umarmen, laufen wortlos an mir vorbei. Nur wenige Autos preschen im Zeitraffer auf beleuchteten Gleisen hinweg. Niemand wartet auf mich und ich gehe weiter zu Fuß, um den Atem der Stadt in mir aufzunehmen.“
Ich liebe diese Stimmung, entsprechend hoch waren meine Erwartungen. Wenn meine Emotionalität mir aber nicht ab und an die Sicht auf das Reale versperren würde, hätte ich wissen müssen, dass bei diesem Konzert mein Erwartungen nicht erfüllt werden konnten. Nicht das ihr denkt das Konzert war schlecht, keineswegs, es war fantastisch, aber eben ohne die beschriebene Stimmung. Ich kann euch nicht sagen, warum es so war. Ihr kennt bestimmt dieses Paradoxon das, wenn ihr euch auf etwas freut, es nur durchschnittlich wird und wenn ihr nichts erwartet, alles übertroffen wird. Vielleicht lag es auch nur daran, dass beide Alphatierchen zwischen den Songs ihre Show abzogen, mal improvisiert, mal einstudiert und somit den Stimmungsaufbau, welchen die Songs starteten, unterbrachen. Vielleicht war es auch die fehlende Trompete, die auf dem Geister-Album grandios in einzelne Song gebastelt wurde. Woran es nicht gelegen haben kann, war der teilweise 4-stimmige Männergesang, fantastisch in einzelne Oktaven unterteilt. Herausragend sang dabei der Keyboarder Ruben, welcher nach Aussage Klaas, der Einzige war, der seine Stimme vorm Konzert eingesungen hat. Das nahm ich mal als bare Münze und bedanke mich artig.
(Chérie): Ich überlege schon die ganze Zeit, welcher Song für mich der Höhepunkt des Konzertes war. Meistens sticht ja einer immer hervor, aber so richtig will mir dieser eine Song nicht einfallen. Du hast wohl recht, dieses Konzert verging ohne diesen gewissen Eindruck zu hinterlassen. Schade!
Ein trotz allem gelungenes Konzert, ziemlich rund und durchgeplant. Die Mischung der beiden Alben war für meine Begriffe sehr gut durchdacht, wünschte ich mir trotzdem hier und da einen emotionalen und musikalischen Ausbruch, wo alle auf der Bühne mit einer Melodie oder einem Riff die Fans bis in den Wahnsinn treiben. Vielleicht erleben wir das ja beim nächsten Mal.
Zwei Fans, wieder mit WiFi