Handgezählte 13 Fans und Empire Escape

EMPIRE ESCAPE – 22.10.2015, Museumskeller, Erfurt –

Ein herrlich smarter Abend, welch grandiose Vorband und was für ein leidenschaftlicher Hauptact!

Vorab muss ich erwähnen, dass es nicht die einfachste Übung für uns war, den Museumskeller in Erfurt an einem Donnerstag Abend zu finden. Die Ursache dafür war wohl auch der fehlende Andrang an der Abendkasse, der praktisch nicht vorhanden war. Das machte uns anfangs etwas unsicher, zumal vorangegangene Konzerte von Empire Escape aufgrund von Stimmproblemen des Frontmanns Hendrik abgesagt werden mussten.

Zur wirklich fantastischen Location, dem Museumskeller, kann man einfach nur gratulieren. Ideal gelegen mit historisch gewölbter Decke, Bier von der Brauerei nebenan, kurz um, perfekt für ein kleines aber feines Clubkonzert mit unmittelbarer Nähe zur Band. Wobei sich bei mir ein wenig Skepsis breit machte angesichts des kleinen Raumes, ob sich Sänger Hendrik mit seiner Stimme gegen den doch recht vollen Sound der Gitarren durchsetzen kann. Hatte ich doch im letzten Jahr Empire Escape im Ostpol bereits erleben können und festgestellt, das selbst der etwas größer Ostpol nicht ganz den benötigten Raum für die treibenden Delay-Gitarren bieten konnte. Nun, ich war gespannt.

Unbedingt erwähnt sei die Vorband Polkov aus Österreich und uns ein absolutes Bedürfnis diese Band vollmundig zu preisen. Hatten wir doch vorher keine Ahnung was uns die Grazer darbieten wollen, waren wir doch sehr überrascht und zum Schluss total begeistert von deren Sound, welcher etwas amerikanisch, in Richtung westlicher Südstaaten, tendierte. Zum Teil bluesig, aber immer modern Indie-treu und mit einem Schuss österreichischer Melange versehen. Das Kollektiv verbreitete sofort ihren Charme im Saal und hüllte uns ein, in eine kleine Phase der Sehnsucht nach einer Veranda in Arizona, weitem Land und einem Whisky in der Hand.

Kleine Anmerkung von mir, Cherie: Hört doch einfach mal in dieses grandiose Lied von Polkov rein und ihr werdet verstehen warum wir so entzückt sind:

Hochgradig angenehm war uns die sehr kurze Umbauzeit von den Polkovs zu Empire Escape. Ist es doch in manchen Clubs bereits zur Unsitte geworden, Konzerte unter der Woche teilweise erst nach 23 Uhr zu starten, was zur Folge hat, das der Morgen für die am Konzert teilnehmende und arbeitende Bevölkerung hochgradig Kaffee geschwängert sein muss, um wenigstens mit einem offenen Auge in den Tag zu rutschen.

Mit welchem Song ging eigentlich los? Ich habe es vergessen. Aber eigentlich war uns das egal, sind wir doch von deren beiden Longplayern vollauf begeistert.

Für mich (Chérie), wenn ich mich mal kurz einmischen darf, ist es ein Bedürfnis, an dieser Stelle folgenden Song hervorzuheben, denn der war Schuld, dass ich auch dieser Band total verfiel. Hunderte Male vorher hörte ich „Houses and Homes“ – laut mitgröhlend im Auto, tanzend Zuhause, mit den Beinen wippend im Büro, überall! Also bitte tut mir einen Gefallen, falls ihr noch nie den Klängen von Empire Escape gelauscht habt, dann fangt bitte genau mit diesem Song an!

Erwähnt sei, dass der Weggang des früheren Gitarristen Julius zu keiner Zeit während des Konzertes spürbar war. Hatte man doch die Befürchtung, dass sich das Fehlen der Vielseitigkeit des Gitarristen bemerkbar machen würde. Aber weit gefehlt. Die Lücke wurde für uns Fans ohne jegliche Nachteile gefüllt. Meiner Sentimentalität geschuldet, kann es im Nachfolgenden etwas emotionaler werden.

Handgezählte 13 Fans waren zu motivieren und sie taten es von der ersten Note an. Selbst das anfangs sitzend-lauschende Volk wurde zum Stehen und Mitwippen gebracht. Der Museumskeller füllte sich Song für Song mit einer greifbaren Sehnsucht nach etwas Unerreichbarem. Zum Glück waren beiden Zweikanäler dabei und konnten ihren Gefühlen freien Lauf lassen. Es war beeindruckend mit welcher Leichtigkeit die Stimme von Hendrik Schäfer Bilder voller Sehnsucht, Liebe  und Verlangen in den Nebel malen konnte. Schaffte sie doch ein ums andere Mal den Spagat zwischen urban anonymem Düster-Pop und melancholischer Vertrautheit a la „The National“. Unsere Begeisterung war kaum im Zaum zu halten. Kurze Geschichten über die Liebe zwischen den Liedern lockerten das Konzert auf und holten uns wieder für kurze Momente in den Abend zurück. Wie fast befürchtet, verschlangen die auf Delay und Chorus getrimmten  Gitarren den Gesang ein wenig, sodass es in manchen Songs für Herrn Schäfer schwer war, dagegen anzusingen. Aber das war uns fast egal, waren wir doch hochgradig textsicher und konnten entstandene Lücken mit unserer inneren Stimme ausfüllen.

Mit Lightships und Invisible Balance fand das herausragende Konzert von Empire Escape einen würdigen und spektakulären Abschluss, sind es doch für uns auch die beiden besten Songs! Es gab kein Halten mehr. Ihr könnt euch sicher vorstellen, das bei handgezählten 13 Fans ein tosender Applaus unmöglich war. Wir aber jedoch, gaben alles, um die Show zu würdigen und die Band begeisternd zu verabschieden. Verschwitzt vom Tanzen, heißer vom Mitsingen und noch immer etwas schwebend vom hallenden Gitarrensound verliesen wir den Saal.

Dieses Show war genauso, wie wir sie erwartet hatten. Ein wirklich rundherum gelungenes Konzert! Das war wohl auch bei unserer offensichtlichen Befangenheit nicht anders zu erwarten. Der kurze freundliche Plausch mit Hendrik Schäfer am Merch sollte für uns das i-Tüpfelchen sein. Und wir sagen abermals, danke!

Eure beiden Zweikanäler

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