GURR – 25.01.2017, Ostpol, Dresden –
Manchmal fühlt sich ein Konzert wie ein Überfall an. So wie an diesem Abend, als die Girls von Gurr aus dem Ostpol Dickicht auftauchten und uns eine Stunde lang ihre rotzigen Riffs um die Ohren hauten und fast genauso schnell wieder weg waren.
Wer hier ab und an mitliest, wird sich vielleicht an Gurr erinnern, gesprochen wie das englische HER nur mit G. Im damaligen Blog wies ich bereits auf die fetzigen und schrammeligen Gitarren hin, in Anlehnung an die Girls-Riot-Bewegung. Und die Mädels hatten alle Gitarren mit!
Antrieb ohne Pause
Die Einstimmung auf diesen Abend sollte durch die Band Strand Child erfolgen, allerdings waren die Herren kurzfristig ausgefallen, so dass die drei Grazien von Gurr ohne Einheizer starten mussten. Aber bereits mit dem ersten Song Diamonds oder wars Klartraum (?) klappten alle Visiere runter und der Überfall nahm seinen Lauf. Das die lebendige, unaufgesetzte und forsche Art der Girls im Saal sofort einschlug, war an sich vorher schon zu erahnen.
Ein Act, der, obwohl mittlerweile aus dem Geheimtipp-Status herausgefallen, frisch, fröhlich und frei von jeglichen Allüren an diesem Abend ihr Album In my Head präsentierte. Unterstützt oder besser vorangetrieben wurden die Frontfrauen Andreya und Laura, beiden an den Gitarren, vom Bass (weiblich) und den Drums (männlich). Als Fan von punkigen schnellen Nummern war für mich zu mindestens instumententechnisch an alles gedacht. Dieser Überfall fühlte sich fantastisch an, ich hätte den Damen gern mein letztes Hemd gegeben, wer noch?
Abseits von Hemden
Natürlich hatte ich an diesem Abend kein Messer an der Kehle, wie bei manchen Überfällen üblich, denn mit meinen kleinen Bewegungen am Rande des Saals hätte ich mir sicherlich einen kleinen blutigen Ritz am Hals zugezogen. Beide Frontfrauen waren auf der Bühne kaum zu bändigen. Weder kurze Pausen in denen sie z. B. Fehler in der Kommunikation beim Füllen der Gästeliste einräumten, noch die vollkommen entspannten Bassistin im linken Bühnenbereich beruhigte die Frauen. Einen aufkommenden Gedanken, dass die Bassistin gedanklich die nächste Geschichtsstunde einer 5. Klasse vorbereitete, wischt ich ganz schnell zur Seite.
Im Übrigen war die fälschlicherweise auf der Gästeliste gelandete Person Stuff im Ostpol, aber da lachten nur die anwesenden Insider. Also die Techniker, der Capitano und ich.
Kannste abgehen zur @gurrband musste aber auch! #Ostpol pic.twitter.com/iAqJvpzKIu
— Zweikanal (@zweikanaldd) January 25, 2017
Fazit
Genauso kurzweilig wie das Debütalbum auf Konserve ist, so schnell war das Konzert von Gurr vorbei. Klar, bei elf Songs kann man am Anfang natürlich kein Mammutkonzert erwarten, auch wenn die Damen in der Zugabe irgendwas über oder von Shania Twain spielten. Wenn ihr darüber mehr wissen wollt, müsst ihr andere Quellen anzapfen, denn das hatte ich zum Ende des Konzertes gar nicht richtig verstanden.
Wie so oft ist nach dem Konzert vor dem Konzert, in dem speziellen Fall bin ich natürlich bereits jetzt schon gespannt, ob das nächste Album genauso spritzig und allürenfrei daherkommt wie In my Head. Ich hoffe für euch, dass Gurr bei der nun folgende Europatour genauso bravourös abliefern, wie sie es an diesem Mittwoch gemacht haben.
Danke den drei Damen und dem Herrn auf der Bühne, dass war herausragend, amüsant, mitreißend und fordernd zugleich. Und wie ich am Ende feststellte, hatte ich mein letztes Hemd leider noch an.
Euer Zweikanal
Ein Gedanke zu „Gurr – Mit dem Messer an der Kehle“