HELGEN – Halb oder gar nicht – Ein Konzert-Review

HELGEN – 04.10.2017, Dresden, Ostpol –

Helgen starteten ihre Deutschland Tournee in der Dresdner Neustadt und mit ihnen mein Konzertherbst.
Der Ostpol am Mittwoch war mein Anlaufpunkt. Leider war der Fanbereich sehr überschaubar. Schade für die Band, denn diese sollten einen ganz ganz feinen Job machen.

Popmusik mit großer Bandbreite

Die Hamburger Band um Frontmann Helge stiegen mit Vergessnis ein. Nicht der einfachste Starter für meine Begriffe, etwas sperrig und unrund wabberte der Song dahin. Dachte sich wohl auch eine Gitarrensaite und „entspannte“ sich. Saitensalat gleich im ersten Lied. Profis genug, wurde der Song zu ende gespielt. Und damit trat eine weitere Stärke der Band zu Tage. Im Zwiegespräch mit dem Publikum sorgen die Drei immer wieder für Gelächter. Der Saitenriss wurde zum „Vergessnis“. Die Stimmung war herzlich. Das Eis war schnell gebrochen.

Über Rätsel, Schlecht, Alles was wahr ist und Fressneid kamen sie zu Hamburg/Amsterdam. Eine musikalische und vor allem ehrliche Wandzeitung über das Für und Wider einer Fernbeziehung. Melancholisch reduziert, aus nüchternen Herzen erzählt. Und zum Ende hin mit einem Gitarren-Riff, wie es Noel Gallagher hätte nicht besser peitschen können.

Unverhüllt ehrlicher Pop

Ja und bei Nackt war ein entblößter Swag (jugendsprech für lässig coole Ausstrahlung) zu bewundern, welchen uns die Drei von der Bühne entgegenwarfen. Das war aller erste Güte. Mein heimlicher Favorit. Teils dreistimmig, mit einem herrlichen HipHop-Drum voran und Zeilen wie:

Ich kann dich nicht belügen,
glaub mir, ich habs schon oft probiert.
Ich kann beim Lügen jetzt gleichmäßig sprechen,
ich hab gelernt mit deinen Fragen zu rechnen.

Es ist ein ganz außergewöhnliches Album, auf welches ich durch die erste Auskopplung Fernsehturm aufmerksam geworden war. Wird hierzulande deutsche Popmusik streckenweise belächelt, stellt sich mir das bei Helgen etwas anders dar. Trotz der Ansiedlung im Bereich ‚Pop National‘ sickern auf dem Album immer wieder jazzige Töne in die Songs ein oder Keyboard Linien, welche lange Momente alleine stehen, fast im Elektronik-Beat. Furiose Gitarrenwände, wie bei Alles was wahr ist sind genauso auf dem Album zu finden, wie anfangs ruhig nachdenkliche Töne, gehört bei Album Titel-Track Halb oder gar nicht.

Fazit

Eine sehr große Bandbreite welche Helgen in Ihrem Debütalbum nutzen. Ein zu keiner Zeit eintöniges oder langweiliges Konzert war die Folge. Abwechslung als Wegweiser im Ostpol.

Ich möchte noch ‚eine Hälfte‘ dazu kaufen und das Motto ‚Halb oder gar nicht‘ auf ‚Alles und viel mehr‘ erweitern. Das war großartig ihr Lieben; Helge, Timon und Niklas.

Euer Torsten

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