FESTIVAL ALINAE LUMR 2017 – Vom Schnitzen und Adoptieren im Storkower Backend – Teil 1

ALINAE LUMR – 25. – 27.08.2017, Storkow, Brandenburg –

Sommerzeit – Festivalzeit! So möchte ich es mal rausposaunen. Das Festival Alinae Lumr 2017 stand bevor. Ein musikalisches Festmahl mit allerlei Spezialitäten sollte die geschmückte Tafel für die nächsten drei Tage im temporären Storkower Hipsterland sein. Die dezentrale Bühnenverteilung mit unterschiedlichem Flair war dabei mehr als nur Garnitur.
Die liebe Heike hatte euch neulich schon mit ihren tollen Festival-Eindrücken vom Heimspiel Knyphausen und A Summer’s Tale bestückt und auch ich kann nun ein wenig aus der diesjährigen Festivalkiste plaudern.

Kurzer Inhalt-Spoiler gefällig?
Kuriose Schnitzbescheinigung, verwunschene Donnerkuppel, sportliches Übertreten und ein neues Adoptivkind sollten neben den herausragenden Auftritten verschiedenster Künstler an diesen drei Tagen eine nicht minder beachtenswerte Rolle spielen.

Aber erst einmal etwas Mut zum Vorspiel, sonst ist immer so zeitig Schluss!

Drei von vier Musketieren hatten schon lange vor diesem Wochenende ihr AL-Ticket gelöst und waren bereit, ab der ersten Minute Festival-Atmo zu inhalieren. Also hieß es, schnell einparken, rüber auf den Zeltplatz, 6-Mann-Wurfzelt auf die Wiese schmettern und mit Plop und Plop den schon lange um Freiheit bettelnden Auerhahn mit seinem krähenden Gefolge befreien. Ein entspannter Sit-in vor der Donnerkuppel (Taufname des 6-Mann-Zeltes) und ein kurzer wehmütiger Gedanke an den zu Hause gebliebenen vierten Musketier streifte uns. Grund? Akutes Hoch-Schwangerentum! Einzigster und eigentlich weltbester Grund, welchen wir Drei lächelnd durchgewunken hatten.
Aber kaum ein Auerhahn später konnten wir die entstandene Lücke schließen. Und zwar in Form einer Blitzadoption. Wer wurde adoptiert? Carsten. Wo kam Carsten her? Zuerst einmal mit Fahrrad vom anderen Ende des Ortes. Und woher kannten wir ihn? Wird nicht verraten. Geheimnis! Ein kurzes Flaschenhälse zusammenknuffen und unser neuer Adoptivsohn war integriert. Geht ja bei uns Männern bekanntlich recht schnell.

Aber irgendwas ist ja immer! Und auch zum sehnsüchtig erwarteten Festival im Storkower Backend war natürlich wieder was. Die Spiegelreflex hatte ich zwar eingepackt, nur der Akku, der lud noch zu Hause! Genau! Und somit konnte ich mich wieder nur auf mein iPhone als verlässlichen fotografischen Begleiter stützen. Das war unfassbar unprofessionell. Verdammt!
Hiermit möchte ich den Leuten vom Alinae Lumr noch einmal danke sagen, dass ich aus den Bildern des Fotografen Fabian Willi Simon aussuchen durfte. Welche übrigens ausserordentlich beeindruckend geworden sind.

Spanne ich langsam den Bogen zum ersten Künstler, den irgendwann müssen wir ja mal zur Sache kommen. Ein ewig langes Vorspiel ist ja nicht minder von Ungeduld geprägt. Der Besuch des Irrlandia Weidendoms mit Konzert von Le Millipede war aufgrund der Adoptivgeschichte gestrichen worden und somit „entjungferten“ uns bei diesem Festival die Männer von Ten Fé. Schöne Grüße an den Spam-Filter.

TEN FÉ – Tanzbarer Indie-Pop

Der Innenhof der Storkower Burg bot perfektes Flair, zum einen für den Start mit Ten Fé und zum anderen für die noch folgenden Künstler. Und da waren ein paar schräge dabei. Dazu später mehr. Die Briten von Ten Fé versetzten die angereiste Menge mit ihren poppigen Hymnen bereits in Schwingung. In Bezug auf die Menschendichte im Tanz- und Partybereich vor der Bühne war allerdings noch Luft nach oben. Aber auch das sollte sich im Laufe der drei Tage ändern.

Mir war es auch egal. Ich tanzte. Der Anfang war gemacht und einige instrumentale Rochaden Ten Fé’s später waren mein Körper und Geist nun vollends auf Festival eingestellt.

Wir zogen weiter. Zum Mückenfließ. Nein Scherz, zum Mühlenfließ muss es natürlich heißen. Aber die kleine Umbenennung ist nicht von ungefähr. Die biestigen Stecher werde ich wohl in diesem Jahr nie mehr los. Da musste ich auch in Storkow durch.
Ein beschaulicher Anblick bot sich uns dann, als wir die kleine Bühne inmitten von Bäumen, einem Fließ und einer kleinen Schmiede sahen. Für mich sind genau das die Unterschiede, warum ich deutlich kleinere Festivals bevorzuge. Idyllische Bühnen, mit Lampions im familiären Flair.

COALS – zerbrechlicher Cold-Pop

Mit Ambient/Cold-Pop war die Musik des polnischen Duos umschrieben. Nun ja. Das will ich mal so stehen lassen. Das beeinflusste die gelöste Stimmung am Fließ auch in keinster Weise. Die üblichen 45 Minuten Timeslot einer jeden Band verbrachte ich bei den COAL’s direkt vor der Bühne. Ich tauchte gedanklich in die mystische Welt der beiden ein. Und die Mücken derweil in mich. Es schien fast so, als würden die beiden Musiker vor jedem Song ihr dickes Märchenbuch aufschlagen, um eine darin ausgewählte Geschichte mit zauberhaften Noten zu verschmelzen. Das hatte Charme. Kennt ihr den Song Weightless? Hier:

Halo Maud – Pittoresker Pop aus Frankreich

Auf dem entzückend hergerichteten Storkower Markt erlebten wir die dritte Band auf der dritten Bühne. Halo Maud waren an der Reihe und mir gefielen die Franzosen ausgesprochen gut. Zu verträumten Passagen in ihren Liedern gesellten sich streckenweise forsche Teilstücke sowie der gesangliche Ausdruck einer Chansonette. Und alles zusammen ergab eine sehr angenehme Mischung aus Singer/Songwriter Pop in französischen Farben.

Leider hatten wir zu diesem Zeitpunkt bereits Quentin Sirjacq den Laufpass geben müssen, da sich diese beiden Auftritte ein wenig überschnitten. Schade, aber die üblichen Interferenzen auf den Festivals lassen sich eben manchmal nicht vermeiden. So auch hier nicht. Obwohl die Marktbühne quasi als Second Stage gelistet war, übte diese auf mich den geringsten Reiz aus.

Und wir zogen weiter – wieder zum Schloss zurück – denn dort kündigte sich Großes an, wollte man den Insidern im Storkower Backend Glauben schenken.

Timber Timbre – Mein Griff ins Leere

Vorschusslorbeeren über Vorschusslorbeeren. Warum? Timber Timbre waren am Start. Musste gesehen haben, hieß es. Die sind auf dem Weg nach oben! So ganz allmählich war dann auch mein Bogen durchgespannt. Und so sehr ich mir auch Mühe gab, ich schaffte es nicht in die Sphären der Kanadier von Timber Timbre einzutauchen. Ich wollte schon. Gab mir Mühe. Bekam es jedoch nicht in euphoristische Bahnen.
Der Schwung im Sound? Ja der fehlte mir. Ganz sicher. Auf der Suche nach dem für mich Besonderen in den Songs von Timber Timbre ging ich leider leer aus. Ich werde es aber in ein paar Wochen im Beatpol erneut probieren.

Kinder, Klez.e und Arms and Sleepers

Es kribbelte. Warum? Klez.e waren gleich dran. Klez.e sollten gegen 23.15 Uhr auf dem Markt ihren großen Auftritt bekommen. Im Frühjahr berichtete ich schon einmal über die Performance der Siebertschen Clique und von dem Bann, in den es mich unaufhörlich zog. Damals.

Vorher baten allerdings noch Arms and Sleepers ans Mückenfließ. Ambient Hip Hop mit einem richtig guten Flow. Wie würde meine Tochter sagen: „Chillout-Musik mit nem richtig guten Bass!“ Und ich glaube, das trifft es recht gut. Meine temporäre Timber Timbre Verspannung löste sich damit in den Storkower Nachthimmel auf.
Apropos Kinder. Es war erneut beeindruckend, wieviele Kinder auf diesem Festival anwesend waren. Ob nun mit Kopfhörer oder ohne. Mit schulpflichtigen Kindern selbst am Wochenende vielleicht grenzwertig, ob der Zeiten. Aber grundsätzlich ist es für mich denkbar, meine (großen) Zwerge mittelfristig in meine musikalische Welt zu entführen.

Und dann kam Klez.e …
Stay tuned….

Euer Torsten

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